Ich nehme an, dass ihr die Fabel von Äsop mit den zwei Fröschen, die in die Milch fallen, alle kennt. Der Erste ergibt sich seinem Schicksal, geht unter und ertrinkt. Der Zweite strampelt sich ab und kann sich erschöpft auf einen Butterklumpen retten, den er durch das Milchtreten erzeugt hat.

Ein schönes Bild, das häufig bemüht wird: Gib nicht auf! Strampel Dich ab! Du wirst es überleben – und am Ende liegst Du japsend auf dem Butterberg…

Lange Zeit habe ich das auch geglaubt. Der erstrampelte Butterkloß unter den Füßen war so etwas wie ein Plateau beim fortwährenden Aufstieg, eine Zeit durchzuatmen, wieder zur Puste zu kommen, um dann den schweren Stein wieder bergan rollen zu können.

Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel werden uns auch als Butter präsentiert: Es ist die besinnliche Zeit, um wieder zur Besinnung zu finden.

Ich habe auch lange geglaubt, dass diese Metapher auch für den Lebenszyklus gelten würden. Ihr wisst schon: Die Sachen mit dem Säen und dem Ernten, dem Aufbauen und dem vor dem offenen Kamin-Sitzen… Ich dachte, irgendwann macht es ‚Plopp‘ und es geht nur noch sanft bergab durch sattgrüne Wiesen und Auen.

Dem ist aber nicht so! Abstrampeln war gestern – jetzt heißt es Dauerstrampeln! Es gibt keine Pause, keinen Butterkloß und kein Plateau. Es wird immer schlimmer, immer steiler. Gut, dass wir schon so viele Jahre gestrampelt haben: So haben wir eine gut trainierte Beinmuskelatur und können pausenlos weiterstrampeln, um nicht unterzugehen.

Äsop hat vor zweieinhalbtausend Jahren gelebt. Da war Milch noch Rohmilch und ließ sich durch Stampfen in Rahm und Butter verwandeln. Unsere homogenisierte, paseurisierte Milch von heute kann gestampft und gestoßen werden – außer Herumspritzen wird dabei nicht viel passieren. Das gilt auch für unsere modernes Leben: Es ist wurde ultrahoch erhitzt und zum Einheitsbrei gepresst – da kannste strampeln wie die willst, da passiert nichts.

Dieser Beitrag erschien zuerst unter https://anderesachen.blogspot.com/2017/12/abstrampeln-war-gestern.html

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