Monat: Mai 2022

  • LinkedIn – Schlaraffenland der Berufstätigen

    LinkedIn – Schlaraffenland der Berufstätigen

    „Da hört ich Fische miteinander Lärm anfangen, daß es in den Himmel hinaufscholl, und ein süßer Honig floß wie Wasser voll einem tiefen Tal auf einen hohen Berg; das waren seltsame Geschichten.“ – so die ⏩ Gebrüder Grimm in ihrer Version des „Schlaraffenland“. Bereits die ⏩ Bibel spricht an 26 Stellen des Alten Testaments von einem „Land, darin Milch und Honig fließt“ (womit aber Israel gemeint ist).

    Auf jeden Fall plagt einem im Märchen oder im gelobten Land nicht eine Sorge, alles ist eitel Sonnenschein und das Leben ist schön – ganz so wie bei LinkedIn: Niemand findet seine Vorgesetzten noch sein Team kacke, Leistungen, Produkte und Dienstleistungen flutschen wie von selbst, die Arbeitsbedingungen übertreffen jegliche Vorstellungen und alle betriebliche Tätigkeit ist nachhaltig und im Einklang mit Natur, Mensch und Gesellschaft.

    Ich habe keine Ahnung, wo ihr arbeitet, aber ich würde gerne bei euch mitmachen! Zugegeben: Bei meinem Job ist natürlich auch nicht alles schlecht – aber manches könnte noch besser oder anders gemacht werden und wir arbeiten auch daran, mal schneller, mal langsamer, aber „stets bemüht“, während alle anderen scheinbar im Wellness-Bereich der Business-Welt sitzen und als Partypeople der Produktivität täglich die Welt verändern.

    Es gibt kein Burnout, keine inneren Kündigungen und kein Mobbing – schmutzige Wäsche wird hinter verschlossenen Türen gewaschen. Und mal ehrlich: Wer will schon lesen, was er oder sie täglich selbst erlebt? Ein bisschen Business-Eskapismus in die perfekte Illusion ist da schon angenehmer. Anderseits: Mich langweiligen das ewige Gruppenkuscheln von Teams, die sich bedingungslos lieben, die Lobgesänge der Führungskräfte auf die Belegschaft, bevor sie Filialen schließen und Produktionsstätten dicht machen und die selbstherrlichen Hinweise, man irgendetwas für sich gelernt, als man den Umgang indigener Bergvölker mit Bienen beobachtet oder sich mit der Konstruktion von Lehmhütten in Kenia befasst habe.

    LinkedIn in ist so ein bisschen das Schlagerfest der guten Laune bei Social Media. Ich versuche, meine Kindern zu erklären, dass Social Media nichts mit dem realen Leben zu tun hat – da machen Business-Netzwerke keine Ausnahme. Im Nachrichtengeschäft gilt „bad news is good news“, bei LinkedIn gilt „only better news is good news“. Darum sind andere immer bunter, erfolgreicher, schöner und reicher.

    Vielleicht bin ich auch in der falschen Bubble und in anderen Kreisen geht es ganz anders zu – bei Beobachtungen in Social Media sind die blinden Flecken der Beobachter ein grundsätzliches Problem. Ich habe auch keine Lösung, wie man es anders machen könnte: Ein Netzwerk des alltäglichen Scheiterns wird vermutlich auch schnell eintönig und langweilig. Und vielleicht feiert man sich auch gerne mal öffentlich, weil man sich an dieser Sichtbarkeit auch für eine gewisse Zeit festhalten kann.

    Ich nutze LinkedIn inzwischen wie Instagram: Ich scrolle schnell durch, verteile an alle Bekannten wahllos und ungelesen Herzchen, weil ich weiß, dass sie sich darüber genauso freuen wie ich und bin dann überrascht, wenn ich an einem „thumbstopper“ tatsächlich mal hängenbleiben, weil dort mal etwas anderes anders erzählt wird.

    Lasst uns einander überraschen – so bleibt LinkedIn lesenswert!

  • Männer in der Misere

    Männer in der Misere

    Männer in der Misere – oder warum Männer einen anderen Anstoß brauchen, um sich zu bewegen

    Männer sind Macher – so werden wir nach dem eigentlich längst überholten Gesellschaftsbild dargestellt und von einigen (teilweise von uns selbst!) noch so gesehen. Aber was machst Du als Mann, wenn Dein Lebensentwurf vor die Wand fährt? Dann machste erstmal nichts.

    Mir ging es so. Mir ging es nicht gut und ich wollte nicht allein im Dunkeln bleiben. Ich lese viel und gerne – und der Büchermarkt ist voll mit Ratgeber-Literatur in Lebenskrisen. Die erste Feststellung: Das meiste davon haben Frauen für andere Frauen geschrieben. Da fällt es manch männlichen Leser schwer, die geschlechtsspezifische Brille auszuschalten. Wenn es zum Beispiel um „toxische Beziehungen“ geht, sind stets Männer Gift für Frauen. Wer sich ohnmächtig fühlt, hat wenig Kraft für Transferleistungen, um sich ganze Bücher bei der Lektüre in vertauschten Rollen vorzustellen.

    Häufig haben Männer auch wenig Erfahrung mit den selbstreflexiven Methoden, die Ratgeber gut und gerne empfehlen: Trauertagebücher führen, Energielinien folgen, Herzchakramassagen. Für einige Männer ist es bereits schlimm eine weiche Seite an sich zu spüren, aber darauf herumzudrücken ist ihnen regelrecht unangenehm.

    Männer brauchen klare Ansagen

    Männern muss man sagen, was Sache ist. Und dabei darf man(n) sich auf einer klaren Sprache bedienen. Als mein über 80-jähriger Vater anfing mein Ratgeber-Buch zu lesen, rief er empört (als er auf S. 13 angekommen war): „Du hast da ‚Scheiße‘ geschrieben – das sagt man nicht!“ Aber wenn Dinge nun mal kacke sind, werden sie nicht dadurch besser, dass wir sie anders benennen.

    Genau so klar wollte ich mögliche Schritte vorgeben, die bei Weg aus der Wehmut hilfreich sein können:

    1. Akzeptiere, dass etwas schiefgelaufen ist.
    2. Trenne dich von deinen bisherigen Lebensentwurf und Reproduktionsversuchen desselben.
    3. Versinke nicht in Hass und Wut.
    4. Überprüfe, was die wirklich wichtig ist im Leben.
    5. Erkenne, wo du fremdgesteuert bist und was du dagegen machen kannst.

    In meinem Buch spreche von „Impulsen“ und sie heißen dort:

    1. Schlusspunkt setzen!
    2. Loslassen!
    3. Hassen unterlassen!
    4. Ziele justieren!
    5. Kontrolle zurückgewinnen!
    S. 19: Fünf Impulse für Männer in der Misere

    Zugegeben: Dahinter stecken keine neuen Erkenntnisse und bisher unbekannte Wahrheiten – aber gerade im Ratgeber-Segment wurde ja fast schon alles gesagt – aber eben noch nicht von jeden. Oder aber auch: Eben nicht für jeden. Man schreibt letztendlich das Buch, das man selber gerne gelesen hätte, aber das es bisher noch nicht in dieser Form gab.

    Genau das habe ich versucht: Themen und Aspekte der Reorganisation des eigenen Lebens für Männer in der Misere zugänglich und verständlich zu machen. Ob mir das gelungen ist, müssen andere sagen. Das Beste ist, du liest selber und gibst mir Rückmeldung: