Monat: September 2017

  • Was ist eine „me Convention“? Und für wen ist sie gemacht?

    Was ist eine „me Convention“? Und für wen ist sie gemacht?

    Nach außen ist es eine Konferenz mit visionären Machern, aber eigentlich ist es die perfekte Markeninszenierung für den Daimler-Konzern – ein Coup der selbst erfahrene Markenprofis beeindrucken muss.

    Aber alles der Reihe nach: Die ‚me Convention‘ ist der europäische Ableger der SXSW – ’south by southwest‘ aus Austin. Nach Deutschland geholt hat sie Dieter Zetsche persönlich, indem er im Frühling 2017 nach Texas flog (dazu gab es ein lustiges Video, wie er als Flugbegleiter erzählt, worum es bei der SXSW geht) und sich dort einen Cowboyhut, Stiefel und eine eigene Convention kaufte.

    Ich muss zugeben, mich vor der ‚me Convention‘ nicht wirklich mit der SXSW auseinandergesetzt habe. Hätte ich es getan, hätte ich besser einordnen können, was mich erwartet. Die ’south by southwest‘ ist Ende der 1980er Jahre von einer Gruppe Personen gestartet, die über die Zukunft der Unterhaltung(sindustrie) und Medien diskutieren wollte. Daher geht es immer um Musik, Film und interaktive Medien. Es ist also eher auch Festival als nur Konferenz.

    Warum dieser historischer Ausflug? Mit diesem Vorwissen hätte ich in Frankfurt nicht so viele Fragezeichen gehabt bei diesem – wie Daimler es nennt – „internationale(n) Line-Up an Pionieren, Vordenkern, Abenteurern, Künstlern und Grenzverschiebern“.

    Die vier Vorträge, die ich hören konnte, waren interessant. Sehr gut vorgetragen – ohne Frage. Ich habe auch was gelernt. Ich lerne aber auch etwas von einem guten Blog-Beitrag oder einem ansprechenden Artikel in der Zeit oder ‚Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung‘. Mir war aber nicht ganz klar, wer die Zielgruppe ist?

    Ich sehe Leute, die sich von Konventionen verabschiedet und ausgetretene Pfade verlassen haben. Tolle Menschen – ganz ehrlich. Aber ich kann nicht tun, was sie taten und ich hecke nicht direkt eigene Projekte aus, wenn ich etwas von tollen Projekten anderer höre. Trotzdem fühlen sich alle inspiriert und das liegt daran, dass Gründer derzeit die Rockstars der Generation Golf sind. Während wir täglich wieder ins Hamsterrad steigen, um das Einfamilienhaus abbezahlen zu können, machen sie sinnvolle Sachen.

    Aber für wen die „me Convention“ tatsächlich gemacht wurde, erlebte man man vor Ort: Die „me Convention“ wurde für Daimler gemacht!

    Die hippe Konferenz war de facto mit dem Messestand der Stuttgarter Autobauer auf der IAA verwoben! Die Lounge der Convention war eine Art offener Balkon in der Ebene über der zentralen Präsentationsbühne – über und unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern strömte das Messepublikum zu den neuen Highlights. Wir sahen die Messebesucher und die sahen uns.

    Die Botschaft war klar: Daimler hat nicht nur neue Autos am Start, sondern auch die Hippster, die die Zukunft gestalten. Man konnte das Gefühl bekommen, die Convention sei nur ein weiteres, interaktives Exponat und jeder Teilnehmer ein Werbeträger für die Innovationskraft des Konzerns.

    Das klingt nun recht negativ – ist es aber nicht ganz: Ich war beeindruckt von dieser fantastischen Markeninszenierung! Ein bisschen perfide, aber grandios und ganz wie es Daimler immer wieder macht: ‚Warum sollte man sich auf einer Konferenz engagieren, wenn die Konferenz ein cooles Add-on auf meinem Messestand sein könnte?‘ mag man dort in der Marketingabteilung gedacht. „Disruptiv“ hat man beim Daimler verstanden.

    Dieser Beitrag erschien zuerst unter https://anderesachen.blogspot.com/2017/09/was-ist-eine-me-convention-und-fur-wen.html

  • Gute Nachrichten: KI wird nur unsere linke Gehirnhälfte übernehmen

    Gute Nachrichten: KI wird nur unsere linke Gehirnhälfte übernehmen

    Automatisierung und Künstliche Intelligenz sind zwei der Schreckgespenster, die beim Thema „Arbeit 4.0“ als potenzielle Job-Killer durch die Köpfe der Berufstätigen geistern. Klar scheint jedem, dass monotone, sich wiederholende Aufgaben künftig vermutlich von Maschinen genauso gut – wenn nicht sogar besser – erledigt werden können.

    Es wird sich noch zeigen, ob damit ganze Berufe und Berufsfelder obsolet werden oder nur einzelne Tätigkeiten oder Aufgaben betroffen sein werden. Letztendlich sind Innungen und Verbände jetzt aufgerufen, sich aktiv mit Aspekten der Digitalisierung in ihren Berufsfeld auseinanderzusetzen und dies arbeitsmarktpolitisch und in der Ausbildung zu berücksichtigen, bevor andere es für sie übernehmen.

    Für den Schnitt bei Film und Fernsehen waren immer Cutter zuständig – ein Berufsbild, dass sich eher künstlerisch als handwerklich verstand und den Berufszugang entsprechend nie geregelt hatte. Um den Bedarf zu decken und Arbeitsmarkttransparenz zu schaffen, schlossen sich Content-Produzenten zusammen und schufen den Ausbildungsberuf des „Mediengestalters in Ton und Bild“. Auch bei der Digitalisierung der Arbeitswelt werden neue Berufe entstehen – und einige zeichnen sich bereits ab.

    Und was hat das nun mit unserem Gehirn zu tun? So wie Künstliche Intelligenz nicht unser gesamtes Denken übernehmen wird, wird auch in keinem Job alles wegfallen.  Microsofts Asien-Chef Hsiao-Wuen Hon hat dazu die Formel „Künstliche Intelligenz + menschliche Intelligenz = Erfolg“ ausgegeben. Im Gespräch mit t3n.de erklärt er, was er darunter versteht: „Die linke Gehirnhälfte ist für analytische Denkprozesse und Zahlen zuständig. Alles wiederholbare Prozesse. Das kann gut mit künstlicher Intelligenz abgebildet werden. Die rechte Gehirnhälfte dagegen ist eher für das ganzheitliche Erfassen, Intuition und Kreativität zuständig. Das sind typische Merkmale für menschliche Intelligenz, die nur schwer mit künstlicher Intelligenz abzubilden ist.“

    Hon, der das Artificial-Intelligence-Lab von Microsoft von Peking aus verantwortet, spricht auch von der „Co-Evolution zwischen beiden Intelligenzen“. Anders formuliert: Automatisierung und Künstliche Intelligenz wachsen gemeinsam. So wie wir zusehends von Standardaufgaben befreit sind, können wir kreativer und ganzheitlicher mit den automatisiert erzeugten Daten Neues schaffen.

    Das sollte auch der Schnittmusterbogen für die Neuausrichtung von Tätigkeiten und Aufgaben in der sich digitalisierenden Arbeitswelt sein: Was können Maschinen und Automaten besser machen und wie können wir uns so weiterentwickeln. Dies ist letztendlich auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette möglich und niemand muss ausgemustert werden, weil ‚Kollege Roboter‘ übernommen hat.

    Dieser Beitrag erschien zuerst unter http://www.team40.org/gute-nachrichten-ki-wird-nur-unsere-linke-gehirnhaelfte-uebernehmen/