Die Stadt Düsseldorf verteilt eine Broschüre mit dem ansprechenden Titel „Scheidung, was tun? Tipps fuer eine faire Trennung“, die es übrigens auch online als Download gibt. Herausgeber ist das Gleichstellungsbüro der Landeshauptstadt. Deswegen wird auch gleich auf S. 6 betont, dass „die Hinweise und Tipps dieser Broschüre nicht verstanden werden [dürfen], als würden sie nur für Frauen gelten“ – ein Satz, den eine Gleichstellungsbeauftragte eigentlich nie schreiben müsste, wenn der Auftrag ernstgenommen würde: Das sollte selbstverständlich sein!

So ganz kann man sich bei der Lektüre jedoch nicht dem Verdacht trennen, dass dort vieles aus der Perspektive der Ehefrau beschrieben wird und der Ehemann schnell „der Böse“ ist. Auch wenn Fakten dahinter stehen mögen, so macht doch der Ton die Musik und in den Muster-Beispielen schreibt immer nur eine „Frau Klar“ an ihrem Mann „Franz“, um ihre Trennung und ihre Folgeansprüche durchsetzen zu können. Das Ganze wirkt dadurch eher wie eine Checkliste für Frauen, die ihren Ehegefängnis entfliehen wollen.

Ganz klar: „fair“ bedeutet in Düsseldorf in erster Linie „Fairness für Frauen“

Ihren eigenen Anspruch auf geschlechtsspezifische Ausgewogenheit, gibt die Broschüre auf S. 46 auf. War man zuvor bemüht, männliche und weibliche Anreden sprachlich doppelt auszuführen, wechselt die Ansprache ganz offen in Richtung ausschliesslich weibliche Leserschaft: „Sie und Ihr Ehemann müssen die Entscheidungen für die Kinder gemeinsam treffen. Sprechen Sie also mit Ihrem Ehemann.“

Auf S. 53 steigt man dann in die Tiefen von der Familienbilder der 50er Jahres des vorherigen Jahrhunderts hinab: „Niemand käme auf die Idee, den Kochherd oder die Waschmine als Eigentum der Frau zu bezeichnen, weil der Ehemann in der Nähe dieser Gegenstände noch nie gesehen wurde.“

Hallo? Ausgewogenheit, wo bist Du?

Warum schreibt man sowas? Weil man es Kern für korrekt und richtig hält. Das wirft kein gutes Licht auf dem Gleichstelung in Landeshauptstadt.

Noch dunkler wird es, wenn man(n) per E-Mail seine Verwunderung darüber zum Ausdruck bringt. Ich muss zugeben, dass ich schnell Antwort erhielt. Der Tenor war jedoch: Man verstehe das Problem nicht, die Broschüre sei äußerst beliebt und man sehe keine Notwendigkeit zu Änderungen.

Das war der Punkt, an dem ich dachte, dass ich nun darüber schreiben werde.

Geschickt hätte sich das Gleichstellungsbüro mit vagen und schwammigen Zusagen aus der Affaire ziehen können und ich hätte die Sache kopfschüttelnd auf sich beruhend lassen. Da hätte man antworten können: „Vielen Dank für diese Hinweise. Diese Punkte sind uns bisher in dieser Weise noch nicht aufgefallen. Bei einer etwaigen Neuauflage, werden wir uns bemühen, ggf. textliche Anpassungen vorzunehmen.“ Das heißt dasselbe wie die tatsächliche Antwort – nämlich: „Was einzelne Bürger unserer Stadt denken, ist uns eigentlich total egal.“ – wäre nur diplomatischer verpackt gewesen.

Es mag auch sein, dass statistisch gesehen, eher Frauen unter den Folgen von Trennungen und Scheidungen zu leiden haben, aber dann kann man ja Broschüren für Frauen produzieren und verteilen. Für verlassene Ehemänner reicht vermutlich auch eine Liste von Eckkneipen, in denen man anschreiben lassen kann, sowie ein aktueller Bordellführer. Da muss man sich im Vorwort keine Gleichstellungslippenbekenntnisse abringen. Außerdem ist Gleichstellung ein Individualgrundrecht, bei dem nicht nach Mehrheiten entschieden wird.

Falls die Stadt Düsseldorf nach vergleichbare Formulierungen für andere Broschüren sucht, da kann ich gerne was beisteuern, das der Geisteshaltung der Landeshauptstadt NRWs entsprechen müsste.

Für die nächste Ausbildungsbroschüre:
„Niemand käme auf die Idee, die Bohrmaschine oder das Auto als die Domaine des Mannes zu bezeichnen, nur weil Frauen in der Nähe dieser Gegenstände noch nie gesehen wurden.“

Für den Flyer der Ausländerbehörde:
„Niemand käme auf die Idee, Universitäten und Fachhochschulen als Einrichtungen für Deutsche zu bezeichnen, nur weil Ausländer in der Nähe dieser Gebäude noch nie gesehen wurden.“

Welche Vorschläge habt ihr?

Einfach kommentieren oder unter #helpdus twittern.

Dieser Beitrag erschien zuerst unter https://anderesachen.blogspot.com/2014/12/die-stadt-dusseldorf-setzt-auf.html

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