Monat: April 2020

  • Museum mit Durchblick

    Museum mit Durchblick

    In einer Zeit, in der alle zuhause bleiben sollen, sind Ausflugstipps besonders blöd – aber sagen wir mal so: Man kann sich darauf freuen, wenn man wieder raus darf… Viele hätten sich das Jahr 2020 sicher anders vorgestellt. So auch die Stadt Remscheid, die am 27. März 2020 den 175. Geburtstag von Wilhelm Conrad Röntgen, der in Lennep geboren wurde, angemessen feiern wollte, aber die Party fiel aus. Anfang März konnten wir uns jedoch noch im dortigen Museum umgesehen.

    Wir sind gerne in der näheren Umgebung unseres Wohnorts Düsseldorf unterwegs und entdecken dabei spannende Ausflugsziele. Das ⏩ Deutsche Röntgen Museum in Remscheid hatte ich schon länger auf meiner Liste, aber hatte auch Sorgen, dass so ein Thema wie Röntgen-Strahlen ganz schnell entweder zu komplex oder zu dröge werden könnte – besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Ich hatte Horror-Visionen, die dem Schulfernsehen der 1970er ähnelten – und vor allem in Schwarzweiß…

    Aber weit gefehlt: Das Museum präsentiert das Thema “in Farbe”, interaktiv aufbereitet und für Kinder ‘anfassbar’. Die Familieneintrittskarte hat neun Euro gekostet – für das Geld kommt ansonsten nur eine Person ins Kino.

    Es beginnt mit dem krönenden Würdigung von Röntgens Arbeit, mit dem Nobelpreis, der ihm 1901 verliehen wurde – es war der erste Nobelpreis, der für Physik vergeben wurde und man kann quasi live dabei sein.

    Ein Raum weiter wird der Mensch Wilhelm Conrad Röntgen vorgestellt – und bei mir ist hängengeblieben, dass er wohl ein störischer Eigenbrödler mit Dandy-Phasen im Studium war – also so eine Art ‘Alm-Öhi in weißen Schuhen’. Man kann hinter Klappen und in Schubladen sehen und sich fragen, in welche Schubladen man wohl selber 100 Jahre später einsortiert wird.

    Im Keller wartet das ‘Kuriositäten-Kabinett’: Neben Kirmes-Attraktionen findet sich auch ein Nachbau einer der ersten Röntgen-Apparate – der auch noch eher an ein Grusel-Labor als an Medizin erinnert. Übrigens gab es die sogenannten ⏩ ‘Pedoskope’, mit denen man in Schuhläden seine Füße mit den gewählten Schuhen auf Passgenauigkeit röntgen konnte, noch bis in die 1970er Jahre.

    Über einen ‘Zeittunnel’ landet man direkt im ersten Weltkrieg, in dem bereits Feld-Röntgen-Geräte genutzt wurden, und kann dann den Weg durch einen Röntgen-Bus nehmen, wie sie für ⏩ Röntgenreihenuntersuchungen in ganz Deutschland unterwegs waren. Es folgen eine Reihe von Geräten, die sich verstellen lassen und an denen Besucher üben können, einen ‘Pappkameraden’ entsprechend zu platzieren.

    Die anschließende Sammlung ist dann nur noch zum Anschauen – aber man sieht, wie die Geräte sich verändert haben und was es nicht alles gab. Entsprechend viele Info-Tafeln und interaktive Displays geben umfangreich Auskunft.

    Am Ende waren wir länger im Museum als anfangs vermutet – und die putzige Lenneper Altstadt bietet sich im Anschluss für einen kleinen Rundgang mit Eis oder Kaffee und Kuchen an.

    Alles in allem so gar nicht wie Schulfernsehen…

    Bildnachweis: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des  Deutschen Röntgen Museums

  • Brettspiel mit Leitmotiv „Bauen“

    Brettspiel mit Leitmotiv „Bauen“

    Bauen ist kein (Kinder-) Spiel – wer selbst gebaut oder umgebaut hat kann ein Lied davon singen: Anträge, Genehmigungen, Gewerke, Handwerker und Bauaufsicht. In der Regel ist nichts davon so unterhaltsam, dass man sich ein Brettspiel darüber wünscht. Darüber hinaus mag es auch richtig sein, dass sich ⏩ betriebliche Zusammenhänge mit Brettspielen spielerisch erarbeiten lassen, aber die wenigstens Arbeitsschritte erreichen den notwendigen Spaßfaktor für unvergessliche Spieleabende. Beides spricht dafür, dass ein Brettspiel mit dem Leitmotiv „Bauen“ vermutlich sehr stark abstrahieren müsste, um auch für Branchenfremde nicht vollends öde zu sein.

    Das mögen dann auch die Gründe sein, warum in der ⏩ Marktübersicht die meisten Kinderspiele zu diesem Thema eher Stapelspiele auf Bauklotz-Niveau und die Spiele für Erwachsene eher Aufbau- und Simulationsspiele sind.

    Ich persönlich mag Spiele mit einfachen Regeln – am besten auf dem Level von „Mensch, ärgere Dich nich!“ oder „Fang den Hut!“. Es müssen nicht erst 40 Seiten Spielanleitung durchgearbeitet, 57 Spielfiguren sortiert und aufgebaut sowie manigfaltige Spielklötze noch komplexen Regeln auf einem zwei Quadratmeter großen Spielplan angeordnet werden. Einfach auf die Würfel und los – so ist es mir am liebsten. So bekommt man auch Leute, die eher selten spielen an den Spieltisch zurück.

    Ob meine Idee eines Bauspiels meine eigenen Anforderungen bedienen kann, vermag ich gar nicht zu sagen, aber ich mich bemüht diesen anzunähern. Zumindest sind die Regeln im Kern simpel: Wer an der Reihe ist, dreht an einer Scheibe seinen Zug. Er bekommt entweder eines von drei benötigten Bauteile (Fundament, Geschoss, Dach) für die Gebäude, die er errichten muss oder darf ein Bauteil einem seiner Mitspielern klauen oder unterschieben oder mit ihnen tauschen oder muss aussetzen. Das war es im Wesentlichen schon. Wer als Erster die vorgegebenen Gebäude auf seinem Spielplan errichtet hat, hat gewonnen.

    Das verspricht, nicht all zu lange zu dauern, nicht zu kompliziert zu sein und ausreichend Spaß zu machen. Und „Mensch, ärger Dich nicht!“ klingt auch nicht viel aufregender, wenn man es so beschreibt und dennoch weiß jeder, dass es richtig Spaß machen kann.

  • Bauspiele

    Bauspiele

    Es mag mit meinem Beruf zusammenhängen, dass ich mich aktuell für Bauspiele interessiere. Das Thema ‚Corporate Games‘ ist ohnehin eines meiner Steckenpferde. In einer Kreativ-Runde in einem Workshop zu den Themen Außenkommunikation und Werbemittel warf ich leichtfertig den Satz „Machen wir doch ein Spiel!“ in die Runde – schließlich ist beim Brainstorming ja jede Idee erlaubt.

    Es kamen natürlich Rückfragen: „Wie könnte das denn aussehen?“ Keine Ahnung, aber man könnte ja erstmal gucken, was der Markt so hergibt.

    Also: Gucken wir mal…

    Tatsächlich sind die meisten Bau- und Aufbau-Spiele Computerspiele: Man kann wie bei den „Sims“ ganze Städte aufbauen und bevölkern oder Inseln ausbauen oder ganze Königreiche erbauen.

    Aber was gibt es auf den Brettspiel-Markt zu dem Thema? Als „Aufbau-Spiel“ fallen sicher „Die Siedler von Catan“ ebenfalls in diese Kategorie, wobei es dabei ja weniger ums Bauen geht. Aber tatsächlich haben die meisten Brettspiele, die mit dem Thema „Bauen“ arbeiten in erster Linie mit dem Aufbau einer Stadt oder einer Verwaltung zu tun.

    Spiele wie „Cities: Skylines“ von Kosmos berufen sich direkt auf gleichnamige PC-Spiele beziehungsweise erwecken den Eindruck die Komplexität und Mechanik von Computerspielen abzubilden – auch wenn es wie bei „Quadropolis“ scheinbar kein digitales Vorbild zu geben scheint.

    Bei „Citadels“ war wohl ein Kartenspiel die Vorlage, „Machi Koro“ und all seine Erweiterungen sind von vornherein als Kartenspiele angelegt:

    Jenseits der „Stadt-Metapher“ scheint es eher im Segment der Kinderspiele, Spielideen zu geben, die um das Bauen beziehungsweise die Baustelle kreisen. Und wer selber Kinder hat, der weiß, welche Faszination Bagger und Kräne auf Kinder ausüben können.

    Wo aber Simulationsspiele vermutlich zu komplex sind, werden Kinderspiele eher zu einfach sein. Dazwischen schein es nicht allzu viel zu geben, was das Thema Bau als Leitmotiv hat.

    Obwohl das Thema „Bauen“ ja eigentlich auch etwas ‚Handfestes‘ und vor allem ja auch Dreidimensionales hat, bleiben die meisten Spiele eher ‚flach‘ und auf die Ebene der Spielfläche begrenzt. Es scheint nur wenige Spiele zu geben, die auf räumlich-körperliche Strukturen beim Thema Bau setzen, wobei eines davon – das Schattenspiel – eigentlich ein pädagogisches Spielzeug ist.

    Mir persönlich sagt dies Mehrdimensionale und ‚Anfassbare‘ sehr zu – diese ‚Materialität‘ schlägt sich dann natürlich auch im Preis nieder.

    Reine Bauklötze haben ich bei den Betrachtungen mal außen vor gelassen: Sie gehören zwar auch zu den Spielzeugen oder auf Grund der mangelnden Regeln eher weniger zu den Brettspielen.

    Am Ende der Betrachtungen bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich mehr Beispiele von (Brett-)Spielen erwartet hätte, die das zentrale Thema ‚Bauen‘ haben, oder ich überrascht sein sollte, doch so viel dazu gefunden zu haben. Kennt jemand ähnliche Übersichten über andere Spiele mit anderen Leitmotiven? Es wäre interessant, ob sich auch dort Linien erkennen lassen und wie groß deren Anzahl ist.

    Sicher ist diese Übersicht auch nicht abschließend. Ich freue mich auf Hinweise auf weitere Bauspiele, die ich noch gefunden haben sollte.

    Ich weiß nicht, wie es euch geht: Aber zum einen fällt auf, dass Bauen häufig im Zusammenhang mit (mittelalterlichen) Städten und Burgen gesetzt wird. Und irgendwie fehlt mir auch noch etwas zwischen den sehr komplexen Simulationsspielen und den sehr einfachen Kinderspielen. Was meint ihr?