Es mag mit meinem Beruf zusammenhängen, dass ich mich aktuell für Bauspiele interessiere. Das Thema ‚Corporate Games‘ ist ohnehin eines meiner Steckenpferde. In einer Kreativ-Runde in einem Workshop zu den Themen Außenkommunikation und Werbemittel warf ich leichtfertig den Satz „Machen wir doch ein Spiel!“ in die Runde – schließlich ist beim Brainstorming ja jede Idee erlaubt.
Es kamen natürlich Rückfragen: „Wie könnte das denn aussehen?“ Keine Ahnung, aber man könnte ja erstmal gucken, was der Markt so hergibt.
Also: Gucken wir mal…
Tatsächlich sind die meisten Bau- und Aufbau-Spiele Computerspiele: Man kann wie bei den „Sims“ ganze Städte aufbauen und bevölkern oder Inseln ausbauen oder ganze Königreiche erbauen.
Aber was gibt es auf den Brettspiel-Markt zu dem Thema? Als „Aufbau-Spiel“ fallen sicher „Die Siedler von Catan“ ebenfalls in diese Kategorie, wobei es dabei ja weniger ums Bauen geht. Aber tatsächlich haben die meisten Brettspiele, die mit dem Thema „Bauen“ arbeiten in erster Linie mit dem Aufbau einer Stadt oder einer Verwaltung zu tun.
Spiele wie „Cities: Skylines“ von Kosmos berufen sich direkt auf gleichnamige PC-Spiele beziehungsweise erwecken den Eindruck die Komplexität und Mechanik von Computerspielen abzubilden – auch wenn es wie bei „Quadropolis“ scheinbar kein digitales Vorbild zu geben scheint.
Bei „Citadels“ war wohl ein Kartenspiel die Vorlage, „Machi Koro“ und all seine Erweiterungen sind von vornherein als Kartenspiele angelegt:
Jenseits der „Stadt-Metapher“ scheint es eher im Segment der Kinderspiele, Spielideen zu geben, die um das Bauen beziehungsweise die Baustelle kreisen. Und wer selber Kinder hat, der weiß, welche Faszination Bagger und Kräne auf Kinder ausüben können.
Wo aber Simulationsspiele vermutlich zu komplex sind, werden Kinderspiele eher zu einfach sein. Dazwischen schein es nicht allzu viel zu geben, was das Thema Bau als Leitmotiv hat.
Obwohl das Thema „Bauen“ ja eigentlich auch etwas ‚Handfestes‘ und vor allem ja auch Dreidimensionales hat, bleiben die meisten Spiele eher ‚flach‘ und auf die Ebene der Spielfläche begrenzt. Es scheint nur wenige Spiele zu geben, die auf räumlich-körperliche Strukturen beim Thema Bau setzen, wobei eines davon – das Schattenspiel – eigentlich ein pädagogisches Spielzeug ist.
Mir persönlich sagt dies Mehrdimensionale und ‚Anfassbare‘ sehr zu – diese ‚Materialität‘ schlägt sich dann natürlich auch im Preis nieder.
Reine Bauklötze haben ich bei den Betrachtungen mal außen vor gelassen: Sie gehören zwar auch zu den Spielzeugen oder auf Grund der mangelnden Regeln eher weniger zu den Brettspielen.
Am Ende der Betrachtungen bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich mehr Beispiele von (Brett-)Spielen erwartet hätte, die das zentrale Thema ‚Bauen‘ haben, oder ich überrascht sein sollte, doch so viel dazu gefunden zu haben. Kennt jemand ähnliche Übersichten über andere Spiele mit anderen Leitmotiven? Es wäre interessant, ob sich auch dort Linien erkennen lassen und wie groß deren Anzahl ist.
Sicher ist diese Übersicht auch nicht abschließend. Ich freue mich auf Hinweise auf weitere Bauspiele, die ich noch gefunden haben sollte.
Ich weiß nicht, wie es euch geht: Aber zum einen fällt auf, dass Bauen häufig im Zusammenhang mit (mittelalterlichen) Städten und Burgen gesetzt wird. Und irgendwie fehlt mir auch noch etwas zwischen den sehr komplexen Simulationsspielen und den sehr einfachen Kinderspielen. Was meint ihr?