Klar ist es vermessen, sich an Tim O’Reilly mit seiner Frage „Was ist Web 2.0?“ anzulehnen, aber von nichts kommt nichts und außerdem will ich ja darauf hinaus, dass wir inzwischen so etwas wie die nächste Generation des Web 2.0 haben: Das Web 2.0 2.0 sozusagen. Oder wenn man „Social Media“ al Synonym zu Web 2.0 verwenden möchte, haben wir jetzt „Social Media 2.0“.
Bereits vor drei Jahren veröffentlichte hier anlässlich der re:publica 12 „Fünf nüchterne Thesen zur Zukunft von Social Media: ‚Is‘ alles gar nich‘ so wild‘.“ Streichen muss ich davon nichts. Ich bleibe auch standhaft bei meiner Kernthese, dass Social Media sterben werden – sie werden ein Bestandteil digitaler dialogorientierter Kommunikation. Künftig sind wir da, wo wir angefangen haben:
Web 1.0 + Web 2.0 = Internet
Aber was künstlich differenziert wurde, lässt sich scheinbar nicht so einfach reintegrieren. Vielleicht sind einzelne Mutationsschritte in der Evolution zum Urzustand notwendig.
Ich behaupte in Bezug auf Social Media Kommunikation haben wir inzwischen bereits die nächste Entwicklungsstufe, eine neue Version erreicht: Social Media 2.0
„Social Media 2.0“ sind der langweilige Bruder des coolen Kids. „Social Media 2.0“ spielen Klavier, während die coolen „Social Media 1.0“ E-Gitarre spielen, sie spielen Hallenfußball, während die Coolen „Kite-Surfen“, sie tragen Palomino-Jeans von C&A, während die anderen Levis 501 tragen. „Social Media 1.0“ trägt Wollmütze, Sonnenbrille und Bart – „Social Media 2.0“ tragen Anzug und Krawatte.
Social Media sind der Zuckerguss auf dem Kuchen, das Cremehäubchen auf dem Cupcake, die Schörkel am Bilderrahmen. Toll anzusehen, aber alleine sinnlos. Inzwischen wollen viele lieber den Kuchen und den Cupcake essen oder das Bild im Rahmen betrachten.
Konnte man vor ein paar Jahren mit einer Social Media Aktion Aufmerksamkeits-Punkte ernten, so fragt man heute nach dem „Return on Invest“. Etwas Nettes zu machen reicht nicht mehr, wenn es nicht messbar auf wertschöpfendes Ziel einzahlt. Social Media sind im langweiligen Corporate Alltag angekommen.
Klickten führer noch 1 Million Youtube-Nutzer auf eine Flashmob-Video, so geigt heute jedes Dorf-Orchester „überraschend“ an der Bushalte-Stelle. Nichts gegen Flashmobs – es macht vermutlich Spaß daran teilzunehmen und die Erinnerung soll man gerne untereinander teilen – aber nur für digitales Schulterklopfen aus der Community gibt es heute keine Budgets mehr als den Kommunikationsabteilungen der Unternehmen.
Ich wünsche mir kein Social Web der Krawatten-Träger und es wird hoffentlich weiterhin diesen kreativen Freiraum geben, den die Nutzer sich im Web 2.0 genommen haben, aber die Spielwiese wird zusehends Bandenwerbung bekommen und die Vermachtung der Öffentlichkeit sich nicht aufhalten lassen.
Social Media Manager ist ein Beruf und „Social Media 2.0“ Realität.
Was ist also Social Media 2.0? Hier eine tabellarische Übersicht:
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