Kategorie: Aktuell

  • Self fulfilling Verschwörungstheorie vom toten Internet

    Self fulfilling Verschwörungstheorie vom toten Internet

    Die „Dead Internet Theory“ ist eine Verschwörungstheorie. Da ist sich das Internet an vielen Stellen einig. Aber, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen anschaut ist, ist sie nicht ganz so abwegig wie die Existenz Bielefelds.

    „Die Dead Internet Theory besteht aus zwei Behauptungen. Zum einen behauptet die Theorie, das Internet sei ab 2016 oder 2017 „tot“. Damit ist gemeint, dass hauptsächlich Bots interagieren würden und die menschliche Interaktion nur noch einen Bruchteil ausmache. Zum anderen geht damit meistens die Annahme einher, dass eine geheime Gruppe (oder eine künstliche Intelligenz selbst) das Internet nutze, um Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung via Desinformation und Fake News zu nehmen.“

    So weit die ⏩Wikipedia – total irre oder doch inzwischen nicht mehr so gänzlich durchgeknallt? Wenn der reichste Mensch der Welt mit seiner eigenen ⏩Privat-KI eine Online-Enzyklopädie erstellen lässt, die die Welt nach seinen Vorstellungen erklärt, dann sind Teile der „Verschwörung“ bereits Realität. Wenn der Reddit-Mitbegründer ⏩Alexis Ohanian in der Youtube Tech-Show TBPN davon spricht oder der News-Influencer Fabian Grischkat auf dem Kommunikationskongress 2025 in Berlin in einem Vortrag unter dem Titel „Das Geschäft mit Fake News“ von der Zunahme des von Bots generierten Datenverkehrs spricht, scheint das Ganze nicht vollständig an den Haaren herbeigezogen zu sein.

    Dass das Volumen des Bot generierten Datenverkehrs steigt, ist statistisch messbar:

    von ⏩https://de.statista.com/infografik/27498/anteil-des-durch-bots-verursachten-webtraffics/

    Zählen wir die schädlichen und unschädlichen Bot zusammen (denn die Verschwörungstheorie geht von Bot generierten Datenverkehr ohne Vorzeichen aus), so betrug der Anteil in 2019 37,2 Prozent und in 2023 bereits 49,6 Prozent. Also fast die Hälfte – wenn auch nicht die Mehrheit, also ganz knapp noch nicht die Mehrheit. Aber vielleicht steckt ja auch schon bereits Verschwörung dahinter, dass die Zahlen nicht weiter erhoben wurden, kurz bevor der Anteil kippte.

    Ich musste an das Buch „Das Digitale Debakel“ von Andrew Keen aus 2015 denken, dass ich erst neulich geschafft habe zu lesen. Da stand bereits vor zehn Jahren auf dem Buchdeckel: „Warum das Internet gescheitert ist – und wie wir es retten können“. Vermutlich nicht prophetisch, sondern das Ergebnis guter Beobachtung und vorausschauender Bewertung. Im Kern geht es um die kapitalistische Vermachtung von virtuellen Räumen. Algorithmen sorgen dafür, dass zum Beispiel nur ein Prozent der Content-Creator Sichtbarkeit und ggf. auch mikroskopische Gewinnanteile: „Die Spielregeln der New Economy sind daher dieselben wie in der Old Economy – nur mit Aufputschmitteln. (S. 62) Es verschwindet die Mitte, die durchschnittlichen Nutzerinnen und Nutzer, die sich in der Unsichtbarkeit der digitalen Weiten auflösen.

    Das sind nicht direkt Todesvisionen, aber durchaus sich abschwächende Vitalzeichen. Tatsächlich sucht der Mensch weiterhin den anderen Menschen – biologistisch bleiben wir Herdentiere. Uns missfällt daher die Vorstellung, dass wir im Netz nur noch Bots kommunizieren. Je weniger Menschen digital aktiv sind, desto massiver muss der Bot-Einsatz werden, um die letzten Überlebenden aufzuspüren und zum Handeln zu bewegen. Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass künftig Bot bei anderen Bot einkaufen gehen werden – und wenn der Geldstrom stillsteht, ist auch das Internet tot.

  • Hurra! Das neue Spiel ist da 🤲

    Hurra! Das neue Spiel ist da 🤲

    Kam für mich jetzt nicht ganz so überraschend, denn vom Baum fallen die ja auch nicht. Schließlich bastele ich seit Pfingsten 2024 daran herum und hatte ein Jahr später den respektablen Stand einer potenziellen Marktreife erlangt. Aber was heißt das?

    Das heißt eine Menge Arbeit mit vielen Testläufen, Anpassungen, Änderungen und noch mal von vorne Anfängen. Wenn man anfängt, Dinge wieder abzuschrauben, weil sie eigentlich nicht benötigt werden, dann hat meinen ganz guten Stand erreicht und ist (fürs Erste) fertig.

    Aber was macht man nun damit? Man kann die ganzen Schnipsel der Bastelarbeit zusammenfegen, das fertige Spiel in einem Schuhkarton in den Keller stellen und das nächste Projekt beginnen. Man kann natürlich auch jeden seiner Freunde und Bekannte damit belästigen, mit einem „das neue Spiel“ zu spielen, bis keiner mehr vorbeikommen mag.

    Man kann seine Spiel-Idee auch einem Spieleverlag anbieten. Wer überhaupt noch Vorschläge annimmt (was nicht alle Verlage machen), lässt sich in der Regel erstmal nur die Spielanleitung schicken und entscheidet nach deren Lektüre, ob man an einem spielbaren Prototyp zum Testen interessiert ist. Dabei muss das Spiel natürlich in deren Verlagsprogramm passen.

    Wer schon einmal versucht hat, ein Buch bei einem Verlag unterzubringen, weiß wie kompliziert und häufig aussichtslos das ist. Und dabei erscheinen pro Jahr in Deutschland etwas mehr als 70.000 deutschsprachige Bücher. Im selben Zeitraum erscheinen etwa „nur“ 1.500 neue Spiele in Deutschland – also ein noch schmalerer Pfad.

    Ich versuche, bei meinen Ideen, grundsätzlich mitdenken, ob und wie eine Variation im Selbstverlag möglich sein und aussehen könnte. Das ist dann meist nicht ganz so professionell wie die Ausgabe eines Verlages – es ist eher die Coverversion einer Schülerband als der Auftritt des Megastars. Aber das kann ja auch seinen Reiz haben – zumal die Tickets auch deutlicher günstiger sind.

    Ich werde hier in lockerer Serie immer mal wieder Aspekte der Entwicklung mit euch teilen. Das nächste Mal fangen wir ganz vorne an: Bei der Spielidee, die dahinter steckt.

    Das Spiel biete ich inzwischen bereits als einfache „etsy-like“ Version im Presale an:

    https://smdus.sumupstore.com/produkt/presale-loch-lomond-the-game-early-bird

  • 4. Wohnungstausch: Wohnraum gerechter verteilen?

    4. Wohnungstausch: Wohnraum gerechter verteilen?

    Der Wohnungsmarkt ist kaputt: Für Menschen, die sich eine neue Wohnung suchen müssen, wird es immer schwieriger bezahlbaren Wohnraum zu finden. Und gleichzeitig sitzen viele Menschen in Wohnungen, die vielleicht eher unpraktisch sind, aber noch bezahlbar. Wäre Tauschen da die Lösung? Und wenn ja, wie geht das?

    Ich hatte mir schon mal verschiedentlich Initiativen zum Wohnungstausch angesehen, vor allem wenn die Kommunalverwaltung daran beteiligt war. So wie hier die Stadt Düsseldorf. Jüngst kam das Thema wieder bei mir auf, als ich in einem Immobilien-Newsletter folgende ⏩ Fokus-Meldung las: „Rentner können es sich kaum leisten, in eine kleine Wohnung umzuziehen“, die mit folgenden Einleitungstext beginnt: „Ältere Menschen blockieren große Wohnungen, die junge Familien dringend brauchen: Deutschland hat somit ein Problem mit der Wohnraumverteilung.“

    Die Überschrift beschreibt den Kern des Problems korrekt, der Einstieg verzerrt den Sachverhalt ein bisschen: „Blockieren“ klingt nach Vorsatz, so wie „Klimakleber“ – wobei „letzte Generation“ in der Altersgruppe eigentlich gut passt.
    Das Problem liegt auf der Hand: Wer einen uralten Mietvertrag mit moderat wachsendem Mietzins (aber vermutlich aktuell explodierenden Nebenkosten) hat, bekommt keine andere Wohnung bei Neuvermietung zu vergleichbaren Konditionen. Bei abbezahltem Wohneigentum ist die Diskrepanz noch krasser: Für das zu entrichtende Hausgeld bekommt man vermutlich nicht mal einen Garagenplatz im selben Viertel. Da bleibt man natürlich lieber in der Wohnung, auch wenn sie vielleicht zu groß und nicht wirtschaftlich ist.

    Aber wie funktioniert so ein Wohnungstausch eigentlich? Ein Erklärvideo auf https://www.wohnungstauschduesseldorf.de/ erklärt uns wie es funktioniert:

    Die Idee: Suchende und Anbietende zu „matchen“. Dazu gibt es logistische und finanzielle Hilfe bei Umzugsabwicklung. Das ist gut! Eigentlich schon sehr gut, aber ein Grundproblem bleibt: Meist bekommt die neue Mietpartei die vormals günstigen Konditionen der bisherigen Mieter nicht automatisch verlängert. Das bedeutet, dass nach dem Tausch vermutlich beide Seiten höhere Kosten haben werden.

    Ausgerechnet die vorherige NRW-Regierung aus CDU und FDP hatte vorgeschlagen, dass die Mietkonditionen nach dem Tausch für fünf Jahre zunächst gleichbleiben sollten:

    „In Nordrhein-Westfalen schlugen FDP und CDU bereits 2017 ein Pilotprojekt zum Wohnungstausch zwischen älteren und jüngeren Menschen vor. Zum Vorteil für beide Seiten: Wohnungstauscher sollten, wenn sie umziehen, 5000 Euro für Renovierung und energetische Modernisierung bekommen. Die Idee sah vor, dass die Wohnungstauscher fünf Jahre ihren alten Quadratmetermietpreis zahlen sollten.“

    Quelle: rnd – RedaktionsNetzwerk Deutschland

    Aktuell im April 2023 hat „Die Linke“ das Thema noch mal adressiert. Der Vorschlag hier: Die Beibehaltung der Mietkonditionen nach einem Tausch solle gesetzlich festgeschrieben werden. Unabhängig davon, dass dies in die grundsätzliche Vertragsfreiheit eingreifen würde – was zulässig wäre, aber gut begründet werden muss – wird die Idee allein daran scheitern, dass sie von den Linken eingebracht wurde.

    Aber wie sieht es denn nun bisher mit dem Wohnungstausch konkret aus? Auch gerade hier an meinem Wohnort Düsseldorf? Ich konnte vor ein paar Tagen darüber ausführlich mit Florian Tiegelkamp-Büngers vom Amt für Wohnungswesen der Landeshauptstadt Düsseldorf sprechen. Er betreut die Wohnungstauschbörse der Stadt und man merkt, dass er für die Idee und sein Projekt brennt.

    Bereits seit 2019 ist Düsseldorf auf der Plattform aktiv und war damit eine der ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Die Basiszahlen im System sehen gar nicht so schlecht aus: Seit Anfang 2020 gab es knapp 650 aktive Nutzerkonten, von denen etwas über die Hälfte derzeit noch einen aktiven Status haben. Tiegelkamp schreibt Nutzerinnen und Nutzer nach sechsmonatiger Inaktivität an. Wer nach dreimaligen Anschreiben nicht wieder aktiv wird, wird aus dem System gelöscht, könnte es aber jeder Zeit wieder neu anmelden. Aktuell sind rund 80 Anzeigen für Düsseldorf im System, insgesamt waren es gut über 300. Dennoch fällt die Bilanz eher nüchtern aus: Bisher kam in Düsseldorf über das System nur ein Tausch tatsächlich zustande.

    Dabei ist die Anzahl der „Matches“ aber verhältnismäßig hoch, was aus der hohen Nachfrage resultiert: Ein Angebot macht dann viele Nachfragen. Das ist ein bisschen so, als würde sich eine echte Frau aus Versehen auf einer Dating-Plattform anmelden.

    Das Hauptproblem liegt im Bekanntmachen des Angebots. Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften sind schnell angeschrieben und informiert, aber den freifinanzierten Wohnungsmarkt zu erreichen ist nicht so einfach. Darüber hinaus die Hälfte der Zielgruppe (ältere Mitmenschen) häufig nicht so digital wie das Angebot. Daher liegen auch Flyer in den Senioren-Stadtteilzentren aus und Florian Tiegelkamp berichtet, dass er gerne hilft den Account für die Offline-Generation anzulegen, wenn es nötig ist.

    Freiburg und Bremen dienen gerne als Aushängeschilder beim kommunal unterstützten Wohnungstausch, aber in Freiburg wurde die Einführung des Angebots auch einer großen Plakatkampagne begleitet.

    Aus meiner Sicht, bleibt die zu Grunde liegende Idee spannend. Ich weiß nicht, ob die finanziellen Hilfen bei der Umzugslogistik ausreichend sind, wenn es keine (zeitweise) Festschreibung der Konditionen als Tauschbasis gibt. Auf jeden Fall, versuche ich die Wohnungstauschbörse und das entsprechende Konzept dahinter bekannter zu machen und dies ist bereits ein erster Beitrag dazu.

    Weiterführende Links:

    Das Amt zum für Wohnungswesen der Landeshauptstadt Düsseldorf:
    https://www.duesseldorf.de/wohnen/

    Download Infoflyer zum Wohnungstausch in Düsseldorf:
    https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt64/wohnen/pdf/flyer_wohnungstausch.pdf

    Bisherige Beiträge in dieser Serie:

    Teil 1 lesen: ⏩Wohnen wird öffentlich

    Teil 2 lesen: ⏩ Wie viel Wohnraum brauche ich?

    Teil 3 lesen: ⏩ Wieviel Platz stände mir zu?

  • DASBAUSPIEL – der Prototyp

    DASBAUSPIEL – der Prototyp

    Nachdem die ⏩ Spielidee in groben Zügen skizziert war, wollte ich eine erste spielbare Version mit der härtesten Jury der Welt testen – meiner Familie.

    Anstatt eines zentralen Spielbretts sollte jeder Mitspieler ein ‚Spielbrettchen‘ – also eine eigene Spieltafel – mit dem zu bebauenden Gelände bekommen. Um die Chancengleichheit zu wahren müssen alle die selbe Zahl von Gebäuden mit der selben Anzahl von Stockwerken errichten. Diese sind auf den Bauplätzen lediglich für den visuellen Reiz immer ein bisschen anders angeordnet und die Siedlungen weichen so nach ihrer Fertigstellung ein bisschen von einander ab.

    Der schnellste Weg zu einem ‚Spielbrettchen‘ war die Gestaltung in Powerpoint und der farbige Ausdruck auf Papier. Damit es wiederholt bespielbar wird, habe ich es im Copyshop laminieren lassen. Die benötigte Drehscheibe wurde genauso erstellt.

    Jedes Gebäude auf dem zu bebauenden Gelände braucht ein Fundament („Bodenplatte“), eine gewisse Anzahl von Geschossen (1×2, 2×3, 1×4, 1×6 und 1×7) und wird mit einem Dach (bis vier Geschosse Spitzdächer, die beiden Hochhäuser bekommen jeweils ein Flachdach) abgeschlossen. Wer hier schnell rechnen kann erkennt, dass jeder Spieler allein bereits 25 Geschosse benötigt, um alle Gebäude auf seinem Baugrund zu errichten. Dazu kommen Fundamente und Dächer – bei sechs Spielern kommt da eine Menge Holz zusammen.

    Apropos „Holz“: Von Anfang konnte ich mir nur Holz-Spielsteine für das Spiel vorstellen. Und zum Glück gibt es eine Vielzahl von Spielematerial-Anbietern im Netz, so dass man dort die gewünschten Mengen einfach bestellen kann. In meinem Fall waren das runde, grüne Holzscheiben als Fundamente, kleine, rote Dreiecke als Dächer und naturbelassene Holzwürfelchen mit zehn Millimeter Kantenlänge als Geschosse. Mit knapp 20 Euro hatte ich den ersten Grundstock an Spielsteinen zusammen.

    Dann hatten wir alles zusammen, die Regeln waren schnell erklärt (‚den Pfeil der Drehscheibe drehen und den Anweisungen folgen‘) und konnten losspielen!

    Das erste Spiel dauerte gut 45 Minuten und es gab nur ein paar Unsicherheiten bezüglich einzelner Spielzüge und Kombinationen. Anfänglich dachte man vielleicht, dass gar nicht so viel passiert, aber die Geschwindigkeit nahm zu und am Ende gab es einen Wettlauf um den Sieg. Alle waren der Meinung, „DASBAUSPIEL“ sei spielbar und mache sogar Spaß.

    Die erste Feuerprobe war erfolgreich bestanden – und es folgten noch viele Spielrunden.

    Die Spielidee, das Spielprinzip, die Funktion und die Gestaltung sind durch notarielle Hinterlegung geschützt: