Wir alle lieben es, wenn Menschen einen Blick in die Zukunft werfen. Und noch spannender wird es, wenn wir die Gelegenheit haben, diesen Prognosen zu überprüfen. Erinnert ihr euch noch an den 21. Oktober 2015? Das ist der Tag in der Zukunft, an dem Marty McFly im zweiten Teil von „Zurück in die Zukunft“ reist, um seinen Sohn zu helfen. Als der Film 1989 in die Kinos kam, lag diese Zukunft 25 Jahre vor uns – inzwischen liegt sie mehr als fünf Jahre hinter uns. Auch die düstere Zukunft des ersten „Blade Runner“-Films, dessen Handlung am 20. November 2019 beginnt, blieb uns in dieser Form erspart. Die Ereignisse der Matrix-Trilogie ereilen uns erst in über 170 Jahren und wann die „Tribute von Panem“ spielen, scheint irgendwie nicht ganz klar zu sein.

Aber es muss ja nicht immer das ganz große Kino sein und nicht immer direkt ganze Jahrhunderte zwischen dem Erstellen der Prognose und dem prognostizierten Zeitraum liegen. In dem Sachbuch ⏩ „Die Datenfresser“ von Constanze Kurz und Frank Rieger aus dem Jahr 2011 sind es gerade mal zehn Jahre – und den Beginn der kleinen Geschichte aus der Zukunft habe ich auch prompt verpasst. Sie beschreiben ab Seite 206 „Wohin die Reise geht: Drei Tage im Jahre 2021“ – beginnend am 21. April 2021.

Es geht gar nicht darum, sich lustig zu machen – ganz im Gegenteil: Es ist ausgesprochen mutig sich mit einer Prognose zitierbar zu machen – vor allem, wenn eine Überprüfung zu Lebzeiten noch sehr wahrscheinlich ist. Zehn Jahre sind kein wirklich langer Zeitraum für einen Blick in die Zukunft. Daher denke ich, sind die Vorstellungen der beiden Autoren in Bezug auf ihr Kerngebiet rund um Datenflüsse und Datenhaltung vermutlich recht treffend: Nachrichten sind personalisiert nach dem Klickverhalten, die Schlafqualität wird überwacht, flächendeckende Gesichtserkennung an allen öffentlichen Orten. Krankenkassen nutzen Fitnessdaten für die Festlegung ihrer Tarife. Grenzkontrollen erfolgen anhand biometrischer Daten. Da sind wir schon oder kurz davor – das passt also.

Die Rahmenbedingungen sind nicht so – aber ein interessantes Alternativ-Szenario: Auf Grund von Mineralöl-Mangel ist Autofahren für die meisten Menschen in unserem verunmöglicht. Es gibt eine extrem hohe Innenstadt-Maut und ansonsten fährt elektrisch, wer sich das leisten kann. Die meisten Menschen benutzen öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Fahrräder sind bei Öko-Extremisten besonders beliebten, ganz besonders die alten Modelle ohne digitale Registriernummer.

Kleinteile werden mit Flugrobotern zugestellt. Der Trend geht zu langlebigen Produkten, weil die Öl- und Metallreserven des Planeten zu knapp für schnelllebige Produktzyklen ist. Inhabergeführte Cafés gibt es nicht mehr und Island ist das letzte freie Land der Welt. An manchen Stellen ist diese Zukunft gar nicht so schlecht.

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