Nachdem ich heute Vormittag gefühlt 500 Mal das Wort „Klassentreffen“ im Zusammenhang mit der re:publica in Berlin gelesen haben, muss ich mich doch glatt noch mal zu Wort melden: Klassentreffen sind kacke!

Ganz besonders dann, wenn man nicht in dieser Klasse oder sogar nicht einmal an der selben Schule war. Dann ist mal völlig außen vor. Dann sieht und hört man nur einen Haufen lärmender, zu laut lachender, völlig unbekannter Menschen, die einander erzählen, was sie im Leben schon alles erreicht haben. Die blockieren den großen Ecktisch bei unserem Lieblings-Italiener und wir empfinden das nur noch als lästig und störend.

Ein Treffen geschlossener Kreise – sei es ein Klassen- oder Familientreffen – wirkt auch auf Außenstehende nicht einladend. Niemand von den Insidern wird einen Outsider hineinbitten: „Es ist gerade so lustig bei uns, kommen Sie doch gerne noch dazu.“ Das ändert sich auch nicht, wenn man einige der ‚Meiers‘ kennt, aber eigentlich selber ein ‚Müller‘ ist.

Blöd auch, wenn man immer in der b war, aber die a immer viel cooler war. Dann kennt man die alle noch, gehört aber nie wirklich dazu. Trotzdem darf man zuhören, was sie im Leben schon erreicht haben. Und wenn die aus der a am großen Ecktisch sitzen, bleiben die aus der b zuhause.

Viele Menschen fühlen sich aber auch nicht einmal auf dem Treffen ihrer eigenen Klasse wohl. Eine Schulklasse ist ja auch keine Clique. Man hat nicht zu einander gefunden, weil man sich mag oder weil man gleich Hobbys hatte. Die Schulverwaltung hat die Klasse zusammengestellt – das einzig Verbindende: Der Wohnort und ein ähnliches Lebensalter.

Da mag man sich als Schüler in einem Klassenverband zusammenzuraufen, aber als Erwachsene muss da nicht mehr mitmachen. Jetzt kann man Menschen aus dem Weg gehen, die man früher schon blöd fand. Man muss sich auch keine endlosen Erfolgsgeschichten anhören und es gibt auch keinen Notenspiegel unter der eigenen Arbeit mehr.

Es mag nicht jeder in der Schulklasse doof gewesen sein, aber Freunde kann man auch so mal auf ein Bierchen treffen.

Es mag sein, dass die re:publica ein ‚klasse Treffen‘ ist, aber hört auf, ständig vom „Klassentreffen“ zu sprechen.

Ansonsten behält Gültigkeit, was ich bereits vor vier Jahren zum Treffen der ‚Digitalen Avantgarde‘ schrieb und bleibe der ewige Sitzenbleiber aus der b.

Dieser Beitrag erschien zuerst unter https://anderesachen.blogspot.com/2016/05/warum-klassentreffen-doof-sind.html

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