Logistik ist bestimmt kein Zuckerschlecken. Und ich weiß nicht, ob ich die Paketzustellung besser organisiert bekäme. Aber das ist vermutlich auch der Grund, warum ich mich auf diesem Feld nicht als Anbieter versuche. DHL hingegen nennt sich selber den Marktführer und man sollte meinen, dass sie dann ihr Handwerk auch verstünden. Doch: Weit gefehlt! – zumindest bei den jüngsten Zustellversuchen. Man könnte auch sagen: Ziemlich genau um 1300 Kilometer verfehlt! Denn die Lieferung wurde in Norwegen anstatt in Düsseldorf zugestellt… Begründung: Keine.

Der Rahmen dieser misslichen Anekdote ist recht schnell erzählt: Ich kaufte mir ein kleines Notebook, das putzig blau und vom Format her so ein Mittelding ist. Es kam ganz ungeschützt zu mir. Also brauchte ich ein Laptop-Täschchen. Amazon bietet da ein Fülle von Produkten an, aber eines gefiel mir besonders, denn es war in Bezug auf Farbe und Größe maßgeschneidert für mein Gerät. Der Anbieter saß in den USA, die Abwicklung erfolgte über Marketplace. Der Preis: 11,90 Euro. So weit, so gut.

Sendungen aus den USA ohne besondere Priorität dauern ein Weilchen um dem nervösen Kunden steht das Trackingsystems des Versenders zur Verfügung um etwaige Ungeduld im Zaume zu halten. Mein Lieferung nährte sich Europa, kam noch näher, war fast da – und bog dann steil gen Norden ab und wurde am 22. April um Mitternacht in Norwegen zugestellt bzw. am 20. April um 08.35 Uhr – da ist sich das Trackingsystem auch nicht ganz einig.

Man sollte meinen, dass es in Norwegen auch Ortschaften gäbe, aber aus US-amerikanischer Sicht ist „Norway“ bestimmt schon „pretty much D?sseldorf – Europe at least…“ Hey, und zwischen Bismarck in Norddakota und Bismarck in Arkansas liegen schließlich auch gut 2000 Kilometer und da kann man sich ja mal eher vertun.

Die Rückfrage ergab, dass mit der erfolgreichen (!) Zustellung, der Paket-Lieferant aus der Verantwortung für die Sendung sei: Ich möge alles weitere mit dem Absender klären. Dem war das völlig unverständlich, er entschuldigte sich und schickte sofort die bestellte Ware erneut raus und ich bekam einen neuen Tracking-Link. Diesel wurde es heißer, es sah richtig gut aus, aber dann wurde die Lieferung im Kopf des Tracking-Tools klar mit „D?sseldorf, GERMANY“ adressiert war, in der Region München zugestellt. Warum? Niemand wusste es.

Der Service der DHL in Deutschland erklärte mir, man habe mit den Sendungen aus den USA nichts zu tun, dass müsse mit dem Kundenservice in den USA geklärt werden – ganz so, als wäre DHL USA eine ganz eigene Firma, die mit eigenen Mitarbeitern und Fahrzeugen die Pakete in Deutschland zustellte. Ich vermute eher, dass hier die Kolleginnen und Kollegen der Mutter auch noch ihre Hände im Spiel haben.

Der Kundenservice in den USA war extrem freundlich und sehr besorgt um meine Zufriedenheit. Er werde alles tun, um dieses Missgeschick aufzuklären. Eine „Sheena“ erklärt mir, dass „zugestellt“ im Trackingtool noch lange nicht „zugestellt“ meint: „After further research, the delivered status that this package is currently in means it was delivered to a DHL terminal in Munich. This package is still in route to the final destination in DUSSELDORF, Germany.“

Aha.

Auch nach einer gewissen Schamfrist ist das Tracking unverändert. Dazu „Sheena“: „The recipients address listed  on the shipping label which was provided by your seller is Packstation 108-49751501, Dusseldorf,40470, Germany. DHL eCommerce apologizes for any inconvenience that may have occurred as a result of the package being delivered to the Munich Area, Germany instead of Dusseldorf, Germany. To resolve this matter, please contact your seller.“

Ganz klar Sache: Mit dem Haken „zugestellt“ endet scheinbar die Verantwortung des Paketlieferanten – ganz egal, WO er die Lieferung zustellt. Die Lieferung auf Übersee zu verklappen wäre demnach genauso „zugestellt“, wie das Abgeben bei den Nachbarn.

Ich bewunderte fast meinen unerschütterlichen Verkäufer, der sofort und anstandslos die bestellte ein drittes Mal in Karlifornien mit DHL auf die Reise schickte. Inzwischen vermuteten wir, dass es vielleicht an der Packstation-Adressierung liegen könnte, die Amazon als bevorzugte Lieferadresse an den Marketplace Partner übermittelt hatte. Der dritte Versuch ging an die Wohnanschrift – und kam prompt an.

Eins von Drei ist keine schlechte Quote – wenn man Lose zieht. Ich bin eher geneigt DHL einen gut Schluck aus der Zielwasser-Pulle anzubieten, damit sie das nächste Mal besser treffen. Ich frage mich auch, ob mein Geld in Post-Aktien gut angelegt war: Wer Düsseldorf erst nach drei Anläufen finden kann, hat eine Menge Aufwand um eine Ware im Wert von 11,90 Euro an den Mann zu kriegen. Dabei kann keine wirklich große Dividende abfallen…

Dieser Beitrag erschien zuerst unter https://anderesachen.blogspot.com/2015/07/drei-schuss-ein-treffer-dhl-sucht.html

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