Eigentlich kamen wir bei Mastodon eher zufällig auf den Aspekt der „Konstruktion von Wirklichkeit“ in digitalen Plattformen. Die Datenkrake ⏩ Meta dockt mit der Twitter-Alternative Threads am Fediverse an, was zu der Diskussion führte, in welchen Maße nun die Kommerzialisierung ihren Einzug finden wird.

Meta wird Threads mit Optionen einer möglichen Refinanzierung verbinden – also wird es um Werbung gehen und damit auch um Reichweitenmessung. Damit kommen die Bewohnerinnen und Bewohner des Fediverse vermutlich nur in Berührung, wenn sie mit Beiträgen oder Personen aus der Thread-Instanz interagieren. Also werden sicher nur Anteile unserer Aktivitäten, gemessen, gewogen und gezählt.

Damit waren wir schnell bei der Grundsatz-Diskussion: Die meisten Fediverse-Nutzerinnen und -Nutzer bevorzugen, dass ihre Daten nicht vermarktet werden. Und ich persönlich finde es auch gut, dass es noch selbstbestimmte digitale Orte gibt.

Für mich persönlich ist aber auch klar, dass meine Selbstdarstellung in Social Media immer nur meine Konstruktion meiner subjektiven Wirklichkeit ist, also nicht unbedingt die Realität (falls es eines solche überhaupt geben sollte). Ich zeige dort nicht mein Leben, sondern inszeniere ein digitales Leben (nicht nach Drehbuch, sondern nach Gusto).

Mir ist das klar, aber Menschen, die mit meinem digitalen Alter Ego interagieren, rekonstruieren sich daraus eine andere Wirklichkeit von meiner Person. Und damit werden diese Re-Konstruktionen für sie real: Dann weiß nur noch ich für mich alleine, was ich wann wo wie und warum von mir zu teilen bereit war, die Mehrheit aller anderen Personen wird ein ganz anderes Bild von mir haben. Damit wird mein digitaler Klon realer, als ich es werden könnte. Mir ist klar geworden, dass die konstruierte Person meiner Selbst, von der ich glaube, sie vermarkten zu können, weil sie nicht wirklich ich ist, für alle anderen zu mir wird.

Was wäre eine Alternative? Sich vollends ungefiltert digital zu repräsentieren, um über Authentizität die Kernperson wahren zu können? Ich weiß nicht: Dann schaue ich doch lieber bei Instagram nach, wer ich gerade eigentlich bin …

Ergänzung:
Als technisch nicht sonderlich affiner Mensch, habe ich die Thematik arg verkürzt. Selbstverständlich entstehen im Digitalen immer zähl- und messbare Daten – auch im Fediverse (bei einigen dortigen Plattformen mehr als bei anderen). Es geht letztendlich um die Ablehnung einer systematischen Auswertung zu Zwecken der Kommerzialisierung.

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