Petros Markaris lässt in seinen Krimis den Athener Kommissar Kostas Charitos der Leidenschaft des Lexikonlesens frönen, was diesen ein bisschen zu einer schrulligen Figur werden lässt. Ich komme wir auch schon ganz eigen vor, dass ich nach dem „Lexikon der ausgestorbenen Wörter“ und dem „Lexikon des Unwissens“ schon wieder etwas Ähnliches als Freizeit-Lektüre vorschlage, aber die Fenster der freien Zeit sind inzwischen so kurz geworden, dass sich Bücher mit Lexikon-Charakter bestens bis ausschließlich zum Füllen eignen. Diesmal haben die Gesellschaft für deutsche Sprache, die Goethe-Institute und der Deutsche Sprachrat „Ausgewanderte Wörter“ gesucht und Jutta Limbach hat für die Rückmeldungen, die in einem schmalen Bändchen versammelt wurden, als Herausgeberin fungiert. ‚Kindergarten‘, ‚Rucksack‘ und ‚Waldsterben‘ mögen einigen vielleicht recht schnell selber einfallen, aber viele andere ‚ausgewanderte Wörter‘ haben interessante Reisen mit interessanten Wendungen hinter sich. Hier meine Favoriten: „nusu kaput“ ist Kiswahili, heißt übersetzt ‚halb kaputt‘ und bedeutet Narkose. „vigec“ nennen Ungarn einen Vertreter, weil diese in der K.u.K.-Zeit an der Türe mit „Wie geht’s?“ ihr Verkaufsgespräch eröffneten. Und das „kanitzeen Boot“ ist in Afrikaans, das Boot, das man nicht sehen kann, weil es ein Unterseeboot ist. Außerdem kann man bei der Lektüre lernen, dass das russische „Butterbrot“ mit allem belegt und beschmiert sein kann, aber nie mit Butter. Warum die ausgewählten Einreichungen unkorrigiert und teilweise nicht übersetzt abgedruckt wurden, erschließt sich mir nicht, stört aber die Lektüre auch nicht sonderlich.

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Der Beitrag ist zuerst erschienen unter http://www.vatertage.net/was-es-sonst-noch-gibt-3-ausgewanderte-woerter/

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