Die Überlegungen zur Berufsfeldforschung in den Bereichen Online Kommunikation und Social Media basieren auf einem Kurz-Exposé für eine Dissertation, die dann doch nicht begonnen wurde. Es wäre schade, wenn die Ansätze deswegen verstauben würden. Ich habe sie unter CC-Lizenz gestellt, damit sie weiter verwendet werden können.
Aus gegebenen Anlass wurde das Thema „Berufsbild“ bei mir wieder völlig unvermittelt und aus anderem ganz anderem Zusammenhang aktuell: Unsere Putzfrau fragte mich, was ich eigentlich arbeite. Meine gescheiterten Erklärungsversuche thematisierte ich auf Twitter.
Schon wieder war ein neues Projekt geboren. Was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Man strickte auch an ganz anderer Seite daran: Der Bundesverband Bundesverband Community Management e.V. für digitale Kommunikation & Social Media – oder kürzer: BVCM -, der mir bis dato unbekannt war, hatte am 19. Juli 2012 in seinem Blog den Vorschlag von fünf Berufsfelddefinitionen zur Diskussion vorgestellt. Und da bei Twitter nichts unentdeckt bleibt, wurden wir gleich zu dieser Diskussion eingeladen.
Dazu muss man erstmal durchlesen, was auf dem Tisch liegt – und zugegeben: Es sieht eher nach Fleißarbeit, als nach einem systematischen Zugang aus. Es wurde einer Übersicht der Tätigkeiten erstellt und diese verschiedenen Berufsbildern in unterschiedlichen Abstufungen zugewiesen. Solche induktiven Vorgehensweisen bergen auch ein gewisses Risiko: Drei kleine Jungs setzen sich zusammen, um festzustellen, welche Spielzeuge es alles gibt. Sie werfen alles, was sie haben in die Mitte, fassen gleichartige Dinge zu Gruppen zusammen und zählen dann aus. Es gibt kleine Autos, es gibt große Autos, es gibt Sachen, die was mit Eisenbahn zu tun haben, Kuscheltiere und Fußbälle. Von Puppen, Kinderwagen und Prinzessinnen-Hüte werden sie auf diese Weise nie etwas erfahren.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Die Initiative ist gut und notwendig! – aber ob sie jedoch in diesem Rahmen zielführend ist, da bin ich mir nicht so sicher.
Ich will auch erklären warum und steige damit in die Diskussion ein: Wenn man einen Gegenstand definieren will, helfen grundsätzlich Eingrenzungen auf Dimensionen, die betrachtet und bewertet werden sollen, so wie Abgrenzungen zu anderen Begriffen, für die es schon definitorische Ansätze gibt. Bereits diesen ersten Schritt vermisse ich beim BVCM Ansatz bzw. erkenne ihn nicht, weil er vielleicht nicht ausreichend dokumentiert wurde.
Wirft man einen Blick in die kommunikationswissenschaftliche Literatur zum Thema Berufsfeld, stellt man fest, dass es schon einiges an Forschungsbestand zu Kommunikationsberufen gibt. Am intensivsten durchleuchtet dürfte dabei der Beruf der Journalisten sein: Wir wissen, wer sie sind, was sie gelernt haben, wie ihre Karrieren verliefen und wie sie arbeiten. Gute Ansätze und groß angelegte Studien gibt es auch für den Bereich Public Relations.
Obwohl es zwischen den beiden Berufsfeldern klare, vor allem funktionale Abgrenzungen gibt, sind zum Beispiel die Arbeitsmethoden nicht so trennscharf. Mit einer reinen Tätigkeitsliste in der Hand ließe sich nicht immer mit absoluter Sicherheit sagen, ob es mit einem Journalisten oder PR Arbeiter zu tun hätten. Es kommt also auch immer auf die Dimension an, wie ausgeprägt die differenzierenden Merkmale sein können. Im vorliegenden Fall mag das vielleicht ein bisschen konstruiert sein, denn der Journalist wird vermutllich eher die Pressekonferenz besuchen, die der PR Kollege vorbereitet hat… – aber es ging ja ums Prinzip.
So verhält es sich auch mit vielen von BVCM aufgelisteten Tätigkeiten eines „Junior Community Managers“, eines „Senior Community Managers“, eines „Junior Social Media Manager“, eines „Senior Social Media Managers“ oder eins „Social Media Consultants“. Vieles – insbesondere auch von den Fach- und Medienkompetenzen – ließe sich auch auf Online-Journalisten, Online-PR oder Online-Marketing ungefiltert übertragen.
Womit wir wieder in der Diskussion um Trennendes und Verbindendes sind. Was in der ganz zentralen Frage mündet, ob „Junior Community Managers“, „Senior Community Managers“, „Junior Social Media Manager“, „Senior Social Media Managers“ oder „Social Media Consultants“ überhaupt eigene Berufsbilder sind. Sie könnten ja auch ein Teil der Online-PR sein. An den Aufgaben und Kompetenzen lässt sich nur geringfügig eine Unterscheidung festmachen. Gibt es diese funktional? Spontan sehe ich das nicht…
Aber: Das wird Folgen haben! Was nichts anderes heisst, als das die Diskussion erst begonnen hat und ich mich auf den konstruktiven Schlagabtausch freue.
Fortsetzung folgt…
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