Kategorie: Andere Sachen

  • Berufsnörgler

    Berufsnörgler

    Neulich stieß ich im Bücherladen auf den provokanten Titel „Kinderkacke“. Der spontane Blick ins Buch ließ mich im Abschnitt „Sonntag mit Schrecken“ (S. 147ff) landen und die Schilderung der Angst der Eltern vor dem Wochenende traf einen leidgeplaten Nerv.

    Leider traf dann die vollständige Lektüre ein ganzes Bündel Nerven, weil die fortgesetzte Lektüre genau auf die selben ging. Ein Berliner Elternpaar, dass in den hedoistisch geprägten 1990er Jahre jung war (Gerhard Schulzes „Erlebnisgesellschaft“ lässt grüßen) findet alles Familiäre doof, weil es keinen Spaß macht. Jedem, der seine Kinder liebt, gehen die kleinen Monster auch irgendwann gewaltig auf den Keks und wer anders behauptet, der lügt.

    Das lässt sich auch sicher in einen lockeren Text verpacken. Was aber aus der lockeren Verpackung der „Kinderkacke“ quillt, ist tatsächlich an vielen Stellen eine solche. Die Idee als Mutter und Vater in verteilten Rollen aus der jeweiligen Perspektive zu schreiben hat einen gewissen Charme. Auch das aus dem Bayerischen bekannte chronische „Granteln“ ist ein unterhaltsames, denn überhöhendes Stilelement. So was kann als Serie episodisch unterhaltsam sein, aber in einem Buch hintereinanderweg macht es eher schlechte Laune.

    Frustriert die Welt anzugiften, wäscht sich aber recht schnell aus: Das Elterngeld ist Mist, die Arbeits- und Betreuungsmöglichkeiten sind Mist, Bahnfahren ist Mist, das Diktat der Modeindustrie ist Mist, Wohneigentum ist Mist und die eigenen Eltern nerven. Die Liste klingt sehr pubertär und das immer die anderen oder die allgemeinen Bedingungen schuld an der Misere sind, wirkt ebenfalls so. Dabei hat der unzufriedende Papa eine Saisonkarte fürs Fußballstadion, geht morgens joggen und hängt abends mit Freunden in der Kneipe oder auf Parties ab und hat in seinem Arbeitszimmer ein kleines Tonstudio. Alles Dinge, von denen die meisten anderen Väter (und Mütter) nur träumen können – und trotzdem sind sie nicht so unzufrieden wie die Autoren.

    Erst habe ich mich geärgert, dann taten sie mir leid. Erst wollte ich ihnen (virtuell) eine kleben, nun möchte ich sie nur noch drücken. Aber es gibt ja auch einiges gut Gemeintes im an so vielen Stellen weniger gut Gemachten. So schreibt Thomas über die Rolle der neuen Väter: „Wir sind gerade erst im Mittelalter der Vaterschaft angekommen. Auf Renaissance und Aufklärung warten wir noch vergeblich.“ (S. 174) Das ist ein starke Metapher, aber irgendwie bringe ich mehr Verständnis für die Schilderungen von Julia auf. Auch hier mangelt es nicht an guten Sequenzen: „Das Leben mit Kind gleicht einem mafiösen System von Erpressungen un Bestechungen.“ (S. 127) Richtig gelungen ist jedenfalls das Fazit der gemeisamen Schreibarbeit: „[E]s gibt eine Sache, die viel blöder ist, als Kinder zu haben, und das ist: keine Kinder zu haben.“ (S. 218)

    Ein Projekt, das so polarisierend wirkt, dass ich mich richtig lang und breit dazu auslasse, kann dann gar nicht verkehrt gewesen sein – zumindest hat es ja Wirkung erzeugt.

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  • Grenzgänger

    Grenzgänger

    Es ist schon schlecht, wenn man sich nicht mehr an konkrete Stellen des Buches, was man besprechen wollte, erinnern kann. Es war aber irgendwie gut – so viel weiß ich noch und das ist ja auch schon mal was.

    Ich habe ohnehin ja das Gefühl, dass man diese Erziehungsratgeber liest, um sich zu vergewissern, dass man intuitiv eigentlich doch nicht so viel falsch macht. So zielen dann auch die Kernaussagen Jan-Uwe Rogges in seinem „Das Neue Kinder brauchen Grenzen“-Buch darauf ab, Ruhe zu bewahren und weiterzuatmen. Eltern sollen die Grenzen ihrer Erziehungsmöglichkeiten („Ermutigung zur pädagogischen Unvollkommenheit“) und bei ihren Kindern die Grenzen der Erziehbarkeit akzeptieren.

    Hilfreich sind die Verweise auf Auszeiten (s. 77ff), bevor Dinge eskalieren: Einfach sich oder die Kinder aus der Situation rausnehmen – es funktioniert. Den Tipp, Trödel-Kindern mit einer Sanduhr Zeiteinheiten verständlicher zu machen, fand ich auch sehr gut. Eine Sanduhr habe ich noch gefunden, aber so richtig probiert haben wir es dann doch nicht.

    Vielen Hinweise beziehen sich aufs Taschengeld, das Handy oder Fernsehen. Das sind Themen, die noch kommen – vielleicht habe ich deswegen in diesen Kapiteln nur kursorisch gelesen. Aber ich werde sicher noch mal nachblättern, wenn es akut wird.

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  • Nicht ohne meine Raupe

    Nicht ohne meine Raupe

    Wenn es um Kinderbücher geht, ist „Die kleine Raupe Nimmersatt“ ganz vorne mit dabei. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es dazu kam, dass mein Sohn sich in sie verliebte, aber ohne die „Haupe“ (wie er es ausspricht) geht gar nichts mehr und er vor allem nicht ins Bett.

    Eric Carle hat viele Kinderbücher geschaffen, aber die ‚kleine Raupe‘ ist ein echter Klassiker geworden. Entstanden ist das Buch vor gut 40 Jahren in Deutschland, denn die Eltern von Eric Carle siedelten in den 1930er Jahren nach Südwestdeutschland über, wo er während des Krieges auch zur Schule ging und im Anschluss an der Stuttgarter Akademie Serviettentechnik studierte.

    Da sich mein Sohn immer das ganze Buch (inklusive Cover, Verlag und Copyrights) vorlesen lässt, haben wir ungezählte Male auch die Widmung „Für meine Schester Christa“ auf der ersten Innenseite vorgelesen. Neugierig wird man da schon? Wer ist Christa? Wie geht es ihr? Christa ist 21 Jahre jünger als Eric und er hat ihr die Raupe zu ihrer Geburt gewidmet. Woher man all das weiß? Natürlich aus dem Internet und dort von der gut aufgeräumten Eric-Carle-Website. Dort gibt es auch ein Bild von Christa.

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  • Weiterhin bedrohte Wörter

    Weiterhin bedrohte Wörter

    Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Und weil ich mich hier recht löblich über den ersten Teil ausgelassen habe, komme ich um den zweiten Teil von Bodo Mrozeks „Lexikon der bedrohten Wörter“ wohl nicht herum – mitgehangen ist mitgefangen.

    Weiterhin finden sich kurze und mitunter sogar kurzweilige Einträge, die sich flott auch mit Unterbrechungen lesen lassen, aber die geschmunzelte Freude beim Wiedersehen alter Wörter mag sich nicht so einstellen wie beim ersten Band. Irgendwie wirkt es bemühter – es kann aber auch daran liegen, dass man beim zweiten Buch die Idee nicht mehr so originell, wie beim ersten findet. Trotzdem gibt es auch hier eine Lieblinge von der roten Liste (Fuchtel, Manchesterhose und Tusnelda), aber deren Erklärungen hätte man auch woanders suchen und finden können.

    Hoffentlich bleibt dem an sich netten Projekt das Schicksal der Filmtrigolie von „Der Matrix“ erspart: Den ersten Teil von man super, die Folgenden hat man sich nur angesehen, damit es endlich ein Ende damit hatte…

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  • Ausgewanderte Wörter

    Ausgewanderte Wörter

    Petros Markaris lässt in seinen Krimis den Athener Kommissar Kostas Charitos der Leidenschaft des Lexikonlesens frönen, was diesen ein bisschen zu einer schrulligen Figur werden lässt. Ich komme wir auch schon ganz eigen vor, dass ich nach dem „Lexikon der ausgestorbenen Wörter“ und dem „Lexikon des Unwissens“ schon wieder etwas Ähnliches als Freizeit-Lektüre vorschlage, aber die Fenster der freien Zeit sind inzwischen so kurz geworden, dass sich Bücher mit Lexikon-Charakter bestens bis ausschließlich zum Füllen eignen. Diesmal haben die Gesellschaft für deutsche Sprache, die Goethe-Institute und der Deutsche Sprachrat „Ausgewanderte Wörter“ gesucht und Jutta Limbach hat für die Rückmeldungen, die in einem schmalen Bändchen versammelt wurden, als Herausgeberin fungiert. ‚Kindergarten‘, ‚Rucksack‘ und ‚Waldsterben‘ mögen einigen vielleicht recht schnell selber einfallen, aber viele andere ‚ausgewanderte Wörter‘ haben interessante Reisen mit interessanten Wendungen hinter sich. Hier meine Favoriten: „nusu kaput“ ist Kiswahili, heißt übersetzt ‚halb kaputt‘ und bedeutet Narkose. „vigec“ nennen Ungarn einen Vertreter, weil diese in der K.u.K.-Zeit an der Türe mit „Wie geht’s?“ ihr Verkaufsgespräch eröffneten. Und das „kanitzeen Boot“ ist in Afrikaans, das Boot, das man nicht sehen kann, weil es ein Unterseeboot ist. Außerdem kann man bei der Lektüre lernen, dass das russische „Butterbrot“ mit allem belegt und beschmiert sein kann, aber nie mit Butter. Warum die ausgewählten Einreichungen unkorrigiert und teilweise nicht übersetzt abgedruckt wurden, erschließt sich mir nicht, stört aber die Lektüre auch nicht sonderlich.

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  • Undogmatische Erziehungsbibel

    Undogmatische Erziehungsbibel

    Es muss der Traum eines jeden Journalisten sein, die eigene Artikel-Serie eines Tages versammelt in einem Buch abgedruckt zu sehen. Nach einem kleinen Ausflug in die Blog-Welt, war es bei „Die lieben Kleinen“ von Sigrid Tinz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) war es eigentlich nur eine Frage der Zeit. Wer einzelne Beiträge verschiedentlich herausgerissen und an verschiedenen Stellen gesammelt hatte, fand ein Buch da sicher schon kompakter und handlicher und lesefreundlicher.

    Was mir besonders an den Beiträgen gefiel, ist, dass Tinz verschiedene Aspekte und Positionen unkommentiert zu Wort kommen lässt und es somit dem Leser überlässt, wofür er sich entscheiden will. So kann ein Ratgeber ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommen und der zentrale Ratschlag lautet: Du kannst nichts falsch machen, so lange Du Dich informierst und Dir Deine eigene Meinung bildest. Antiautoritär bedeutet eben nicht ‚laissez faire‘.

    Wenn Eltern und Kind sich wohlfühlen, ist schon alles richtig. Diese Erkenntnis beruhigt, wenn man sich fragt, warum die wo anders empfohlene Einschlafhilfe nicht funktioniert und das Kind noch nicht robbt, wenn andere schon krabbeln.

    Die Sprache ist schnörkellos pragmatisch und gut verstehen und die 15 Themengebiete ausreichend beleuchtet. Mangelnde systematische Gliederung und ein fehlenden Stichwort-Register liegen in der Natur der Sache: Es keine Nachschlagewerk verlegt, sondern Zeitungsartikel gesammelt. Dennoch erlaube ich mir ein überschwängliches Fazit : Jede Zeit hat ihr „Erziehungs-Bibel“ – und die Tipps von Tinz haben das Zeug dazu, die unserer Zeit zu werden. Oder wie es hinten auf dem Buchumschlag heißt: „Der moderne Erziehungsberater für eine neue Elterngeneration“ – so kann es auch sagen.

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  • Unwissen aller Orten

    Unwissen aller Orten

    Wie schon erwähnt, eignen sich Texte, die sich in kurze Sinneinheiten gliedern, bestens als Freizeit-Lektüre für Eltern von Säuglingen und Kleinkindern – eine Unterbrechung des Leseflusses alle paar Seiten wird dann nicht als störend empfunden.

    Seit Mitte der 90er Jahre des vorherigen Jahrhunderts sind populärwissenschaftliche Lexika zu Themen aller Coleur sehr beliebt. Relativ neu in diesem Reigen ist das „Lexikon des Unwissens“ von Kathrin Passig und Aleks Scholz – beide Redakteure des Grimme-Preis-gekrönten Wissenschaftsblog „Riesenmaschine“.

    Wie der Titel verrät, geht um Dinge, auf die die Wissenschaft keine verlässliche Antwort hat. Mitunter erschreckt man, was alles darunter fällt: Wann weiß nicht, warum Betäubungen bei Operationen funktionieren (Stichwort: „Anästhesie“, S. 33ff), wieso wir eigentlich Gähnen (Stichwort: „Gähnen“, S. 64ff) oder die Tatsache, dass Tesa klebt (Stichwort: „Klebeband“, S. 93ff). Bei anderen Stichworten wundert man sich weniger, dass Forscher darauf keine Antworten haben (z.B. „weibliche Ejakulation“ / S. 46ff, „sexuelle Interessen“ / S. 190ff oder „Riechen“ / S. 161).

    Neben sehr viel Mathematischem und Astronomischen gibt es aber auch viele Dinge, nach die uns unsere Kinder eines Tages fragen könnten. Nach der Lektüre diese Lexikons werden wir uns bei den Antworten, warum die Blätter im Herbst bunt werden (S. 85ff) oder warum man schläft (S. 180 ff) zurückhalten – man weiß es einfach nicht.

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  • Bedrohte Wörter

    Bedrohte Wörter

    Wenn sich schon im Alltag alles ums Kind dreht, versucht man die ein oder andere „kinderfreie“ Freizeitnische zu finden. Schnell wird man merken, dass die neue Rolle als Eltern dennoch überall durchschlägt: Zum Beispiel habe ich es seit der Geburt unseres Sohnes nicht mehr geschafft, einen längeren Roman zu lesen. Stattdessen lese ich gerne Bücher, die sich in kleinen Häppchen portioniert genießen lassen. Besonders gut gefallen hat mir in jüngsten Zeit Bodo Mrozeks „Lexikon der bedrohten Wörter“. Die Abschnitte sind kurz und knackig, lustig und lehrreich. Hier meine Medaillen-Plätze unter den bedrohten Wörter: „Backfischaquarium“ (für Mädchen-Gymnasium, S. 30), „Duttengretel“ (nach den Gebrüdern Grimm umgangssprachlich für ein wohl geformtes Frauenzimmer, S. 58), „Gabelfrühstück“ (neudeutsch: Brunch, S. 76). Nett ist auch der Verweis, dass Mayonnaise im Deutschen eigentlich „Eiertunke“ (S. 104) heißt.Alternative Vorschläge mit Begründung werden gerne in Kommentaren entgegengenommen.

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  • Das Buch zum Namen

    Das Buch zum Namen

    Irgendwie war es wohl vorbestimmt: Wenn man Giacomo Papi heißt, muss man wohl zwangsläufig ein Papi-Buch schreiben – im vorliegenden Fall heißt es „Hallo Papa! Was Väter wissen sollten: Von der Zeugung bis zum 1001. Windel“ Die Verbindung zwischen Autoren-Namen und Thema ist dann auch schon das Originellste, was man über das Buch sagen kann. Es gibt einige gelungene Formulierungen und auch ganz stimmige Beobachtungen: „Mein persönlicher Eindruck ist, dass es Tausende schöner Namen gibt, wenn es Mädchen, und Tausende nichts sagender, wenn es ein Junge wird.“ (S. 67)Ansonsten hat man den Eindruck, dass Papi sich bemüht möglichst viele Synonyme für das ungeborene Kind zu finden – zum Beispiel „der kleine Kabeljau“ (S. 43), „der Gnomhöhlenforschrer“ sowie „der kleine Bergmann“ (beides S. 170), oder „das schwimmende Kälbchen“ (S. 183). Ob der Autor das so konsequent durchhält wie Jacques Berndorf in seiner Eifel-Krimireihe, in der dessen Hauptdarsteller Siggi Baumeister angeblich niemals zweimal die selbe Pfeife rauchen soll – habe ich weder in der Serie noch im vorliegen Fall überprüft.Eher unangenehm aufgestoßen ist mir die äußerst konservative Weltsicht des Papa-Papis: Väter sind nicht in der Lage ihren Säugling zu beruhigen (vgl. S. 106ff), ihre Teilnahme an Geburtsvorbereitungskursen ist eher aufgezwungen (vgl. S. 155f) und ein Kaiserschnitt sei keine ‚richtige‘ Geburt (vgl. S. 197). Irgendwie ist Papis Papa-Buch auch kein ‚richtiges‘ Buch – zumindest nicht für mich.

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  • Unterhaltsame Zweitverwertung unter kindlicher Perspektive

    Unterhaltsame Zweitverwertung unter kindlicher Perspektive

    Man kann nicht wirklich behaupten, dass der Autor einen nicht gewarnt hätte: Bereits in der Vorbemerkung seines Buches „Halt mal, Schatz“ weist Jochen Malmsheimer darauf hin, dass er einiges aus anderen Programmen zweitverwertet, aber „allerdings gründlich überarbeitet“ (S. 11) habe. Besonders die Erinnerungen an die eigene Kindheit, die mathematisch 10 Prozent des Buches, aber gefühlt mindestens ein Drittel des Umfangs ausmachen, hätten auch unter anderem Titel veröffentlicht werden können. Unter diesem Eindruck kommt einem auch der Rest nicht mehr ganz so originär und auch nicht mehr ganz so originell vor.

    Bei dem Autor und dem Untertitel („Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys“) hätte man eher einen launigen Ratgeber als eine Sammlung satirischer Szenen und humoresker Gedankensplitter erwartet. Wer die Direktheit der Ruhrgebietler und z.B. den Stil von Frank Goosen (die andere Hälfte des legendären „Tresenlesen“ neben Jochen Malmsheimer) schätzt, wird trotzdem an dem Büchlein seinen Spaß haben. Ich mag es, wenn gewisse Typen passend als „kirchentagsgestählte Du-Aufzwinger“ (S. 56) bezeichnet oder als „verbrieft kinderlose Buchhändlerin (…), die mit beiden Beinen auf der Erde stand und sich dabei offensichtlich bisweilen auch noch mit den Armen abstützte“ (S. 71) beschrieben werden. Oder auch die Geschichte von Ludwig, dem Freund aus Kindertagen, der beim Cowboy-und-Indianer-Spielen in den 70ern wie im Fernsehen beim Anschleichen die Spannungsmusik gleich mitmachte, so dass er sich immer verriet (vgl. S. 236). Um den Vater-Alltag entspannter meistern zu können, taugt das Büchlein wenig – um jedoch dem Vater-Alltag ein bisschen zu entfliehen, eine ganze Menge.

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