Jahr: 2020

  • Multimediales Buch: Da ist Musike drin

    Multimediales Buch: Da ist Musike drin

    [Werbung ohne Auftrag – ich hätte es ansonsten auch „Buchbesprechung“ nennen können]

    Ende 2019 erschien das Buch ⏩ „Ein Jahr voller Wunder“ von Clemency Burton-Hill, das bereits zwei Jahre zuvor auf Englisch erschienen war. Die Musikredakteurin einer BBC-Sendereihe und eines New Yorkers Klassik-Radiosenders empfiehlt darin für jeden Tag ein ausgewähltes Stück klassischer Musik – meistens mit Bezug zum aktuellen Datum. Dazu gibt es jeweils ein paar Fakten, Hintergründe oder Anekdoten auf einer Seite. Für Menschen, die sich grundsätzlich für Klassik interessieren und auch Spaß daran haben, neue Stück zu entdecken eine große Freude, die darauf angelegt ist, Teil der täglichen Routine zu werden: Zum Feierabend abschalten, entspannen und sich musikalisch entführen lassen.

    Da die Musik nicht aus den gedruckten Seiten ertönen kann, hat der Diogenes Verlag eine ⏩ Webseite angelegt, die in Monatsabschnitten in der geordneter Reihenfolge die Stücke auflistet. So weit – so gut. Eigentlich ein feine Sache das, wenn man ein iTune-Konto bei Apple sein eigen nett – ansonsten ist bei jedem Stück nach 30-sekündiger Hörprobe Schluss.

    Das Buchkonzept wäre nur dann rund, wenn man mit der Druckausgabe auch ein iPhone bekäme. In der Android-Welt bzw. ohne iTune-Konto sieht das Jahr voller Wunder nicht ganz so wundervoll aus.

    Ein gewisser ‚john penberthy‘ hat sich die Mühe gemacht, eine vollständige Playlist auf ⏩ Youtube in der korrekten Reihenfolge zusammenzustellen. An sich eine tolle Arbeit, sofern man sich merken kann, dass der 25. März die Nummer 85 und der 19. Oktober die Nummer 291 hat.

    Es gibt auch Nutzer, die angefangen haben, bei Youtube Playlists nach Monaten anzulegen, wie ⏩ Georg Johann Ruf zum Beispiel. Sicher die sinnvollere Lösung.

    Aber wäre es nicht am einfachsten, die Links auf einer einfachen Webseite nach Datum aufzulisten? Könnte man ja eigentlich schnell mal machen – also was nichts anderes heißt als „kann ich ja dann wohl schnell mal selber machen“… – aber da ich mir den täglichen Spaß nicht nehme lassen will, ergänze ich die ⏩ Seite immer nur dann, wenn ich Stücke auch gehört habe. Wer mithören will, kann gerne reinklicken – wer die Einleitungstexte dazu mitlesen will, der möge sich das Buch kaufen.

    Zum „Musikalischen Kalender“

  • Die irrationale Angst vor dem Stuhlgang

    Die irrationale Angst vor dem Stuhlgang

    Stell Dir vor, Du sitzt auf dem Klo und es ist kein Papier da! Schlimmer geht’s scheinbar nimmer: Das wird in Witzen und Geschichten zur Genüge auswalzt. Und angesichts der derzeitigen Corona-Pandemie scheint die größte Sorge der Bevölkerung nicht die Ansteckung, die Todes-Rate oder der drohende wirtschaftliche Kollaps zu sein, sondern die Frage, wie man sich bis in die Ewigkeit mit ausreichenden Vorräten an Toilettenpapier eindecken kann.

    Eine Frage, die in vielen Regionen der Welt völlig egal wäre, weil man dort traditionell überhaupt kein Toilettenpapier verwendet. Dazu gehört der arabische Raum, der Nahe Osten sowie viele Länder und Regionen in Asien. Es gibt einen Schlauch, mit dem der Po gewaschen werden. Dazu wird die linke Hand verwendet, die entsprechend als „unrein“ gewertet wird, besonders wenn es ums Essen und Anfassen geht.

    Die Notdurft gibt es schon ewig, Klopapier aber erst seit gut 600 Jahren. Erfunden haben es ⏩ laut Wikipedia wieder einmal die Chinesen: „Für den chinesischen Kaiser wurde im Jahr 1391 Toilettenpapier hergestellt. Schon bald schraubte das kaiserliche Versorgungsamt die Jahresproduktion auf 720.000 Blatt, wobei es sich um Lappen von einem halben Quadratmeter handelte.“ In den öffentlichen Toiletten in China gibt es aber erst seit 2007 Toiletten-Papier – wobei dies ⏩ jedoch meisten geklaut sei.

    Und was hat die Menschheit vorher gemacht? Auch das weiß ⏩ Wikipedia: „Die Römer banden einen Badeschwamm an einen Stock und tränkten diesen in einem Eimer mit Salzwasser. Germanen bevorzugten Stroh und Laub. Im Mittelalter wurde unter anderem Moos benutzt, die Reichen gönnten sich eingeweichte Lappen und Schafwolle.“

    Und wer gerade kein Schaf zum Scheren oder Moos zur Hand hat? Dem bleibt scheinbar nichts anderes übrig, als sich mit anderen Kunden im Drogeriemarkt um die letzten Rollen zu balgen. Früher nahm man die Zeitung nicht zur Lesen mit auf dass stille Örtchen und gelobt sei der, der noch eine Tageszeitung abonniert hat.

    Dass Küchenrollen, Taschentücher und Feuchttücher als Ersatz dienen, haben inzwischen auch die meisten Konsumenten verstanden und entsprechend leer sind die Regale bei diesen Waren inzwischen ebenfalls. Mitte März 2020 gab es aber noch ausreichend Papierservietten in den Supermärkten – und da man Ostern eh keine Gäste haben wird, kann man die Häschen-Servietten auch anders einsetzen.

    Und wer mal kleine Kinder gewickelt hat, der weiß auch, dass ein nasser Waschlappen dabei ein praktisches Werkzeug sein kein. Was bei Klein funktioniert, klappt auch bei Groß – toll ist das vielleicht nicht, aber es geht. Panik ist völlig unangebracht!

    Es mag stimmen, dass wir statistisch ⏩ drei Jahre unseres Lebens auf dem Klo verbringen, aber glaubt mir: Nicht an einem Stück von heute an…

    Lasst Vernunft walten: Und falls die Welt wirklich untergehen sollte, dann nicht wegen mangelndem Toilettenpapier.

  • 2. Wie viel Wohnraum brauche ich?

    2. Wie viel Wohnraum brauche ich?

    Wohnungswechsel ist immer lästig. Wir bleiben in der Regel dort wohnen, wo wir gerade sind, weil es bequemer ist als umzuziehen.

    Es gibt immer wieder im Leben Einschnitte und Veränderungen, die es erlauben oder nötig machen, über die Wohnsituation nachzudenken. Bei mir war es eine Trennung mit anschließender Scheidung. Nachdem ich mich einigermaßen wieder zusammengerauft hatte, dachte ich darüber nach, wieviel Wohnraum ich künftig bräuchte.

    Nach drei Jahren sah meine Situation wie folgt aus: Meine zwei Söhne leben an drei von sieben Wochentagen bei mir und ich lebte in einer neuen Beziehung, die zunächst eine Fernbeziehung war, bei der wir abwechselnd einander an den Wochenenden besuchten.

    Das bedeutete 20 Prozent der Zeit war die Wohnung ganz leer und an weiteren 20 Prozent der Zeit wohnten wir zu viert darin. Die verbleibenden 60 Prozent teilten sich zu gleichen Teilen auf Tage, die ich allein in der Wohnung verbrachte oder zu dritt mit den Kindern.

    Wie viele Räume, wieviel Quadratmeter sind für eine solche ‚Mischbelegung‘ notwendig, möglich und bezahlbar? In Ballungsgebieten ist Wohnraum knapp und teuer. In der Wohnsituation bis dahin gab es ein Schlafzimmer, ein großes Kinderzimmer, ein kleines Bad und eine ausreichend große Wohnküche als Lebensmittelspunkt.

    Wenn künftig jedes Kind ein eigenes Zimmer haben könnte, wäre es gut. Zusätzlich klassisch verteilte Wohn-, Ess- und Schlafzimmer aber wohl finanziell nicht denkbar – und außerdem hatte sich das Modell Wohnküche bewährt. Was würde ich brauchen? Wie lebt der Durchschnittsmieter? Was sagt das Statistische Bundesamt dazu?

    Ab drei Personen im Haushalt habe jede Person durchschnittlich 25 qm Wohnfläche ⏩ heißt es in den Zahlen von 2014. Je kleiner die Haushaltsgröße desto größer die durchschnittliche Wohnfläche pro Person: Singles mit Eigentumswohnungen verfügen über durchschnittlich 100 Quadratmeter für sich alleine.

    Wenn ich mich am Maximal-Bedarf orientieren würde, hätte ich mindestens eine 100-Quadratmeter-Wohnung in Düsseldorf suchen und finden müssen. Aber wir waren ja nur gut ein Fünftel der Zeit zu viert in der Wohnung. Bei weiteren 20 Prozent Leerstand, 30 Prozent Single-Haushalt, 30 Prozent alleinerziehend mit zwei Kindern wäre die durchschnittliche Wohnung für unsere damaligen Bedürfnisse 71 Quadratmeter groß. Aber eigentlich bräuchte man Wohnraum, der tageweise anwachsen und schrumpfen könnte.

    In unserem Fall ist es eine Wohnung von knapp 80 Quadratmetern geworden, die wir nun dauerhaft zu zweit bewohnen und damit eigentlich genau den Durchschnittswert an Wohnraum für Zwei-Personen-Haushalte in Mietwohnungen belegen. Nach dieser Rechnung wäre kein Platz für die zwei Kinder, die weiterhin drei von sieben Tagen in der Woche bei uns sind. Aber sie haben ihren Platz: Jedes Kind sein eigenes Zimmer von knapp 10 Quadratmetern. Daneben gibt es ein Schlafzimmer und eine Wohnküche. Am Ende kein ganz durchschnittliches Modell.

    Teil 1 lesen: ⏩ Wohnen wird öffentlich

    Teil 3 lesen: ⏩ Wie viel Platz stände mir zu?